Sport hat doch in der Politik nichts zu suchen

Wolodymyr Selenskyj verbreitet nach der Qualifikation zur Fußball-EM etwas zu viel Zuversicht über den Kriegsausgang

Ja, Mychajlo Mudryk (l.) hat die Ukraine zur EM geschossen. Der Krieg wird damit aber noch lange nicht gewonnen.
Ja, Mychajlo Mudryk (l.) hat die Ukraine zur EM geschossen. Der Krieg wird damit aber noch lange nicht gewonnen.

Fußballkommentatoren wird oft vorgeworfen, zu viel Kriegssprache in Reportagen zu benutzen. Da fliegen Granaten aus dem Hintergrund, Verteidiger leisten Gegenwehr und Schlachtenbummler verbreiten eine Bombenstimmung. Alles kein Wunder, wurde der Fußball doch im 1. Weltkrieg unter Soldaten zum Massenphänomen.

Wolodymyr Selenskyj dreht die Sache nun um. Die ukrainischen Fußballer gewannen dieser Tage zweimal trotz Rückständen und dürfen nun zur EM in Deutschland. Ihr Staatspräsident dankte auf Telegram »für einen wichtigen Sieg« und fügte an: Man habe bewiesen: Wenn Feinde versuchen würden, die Ukrainer zu zerstören, »geben sie nicht auf und kämpfen weiter, bis sie gewinnen«.

Der Fußballerfolg hebt definitiv die Moral der Menschen. Und Selenskyj nutzt jede Möglichkeit, Kriegsmüdigkeit zu verhindern. Aber Zuversicht über den Ausgang des Konflikts aus einem Spiel zu ziehen, erscheint dann doch noch sinnloser als sich darüber aufzuregen, dass im Fußball geschossen wird.

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