Roboterhund wieder entlassen

Die Deutsche Bahn hat einen Monat einen Roboterhund ihre Züge überwachen lassen. Gebissen wurde niemand

  • Maxi Kisters
  • Lesedauer: 3 Min.

Mitte März hat die Deutsche Bahn (DB) ihr Personal um einen Roboterhund erweitert, nach einem Monat Testphase ist er nun wieder aus dem Dienst genommen worden. Seine Aufgabe war es, um die Abstellgleise der Deutschen Bahn zu patrouillieren und dort Vandalismus und Graffiti zu verhindern. Der Vierbeiner hat mehrere Überwachungskameras, die durch KI in der Lage sein sollen, unbefugte Personen an den Bahngleisen zu erkennen und das Videomaterial an die Sicherheitsmitarbeiter*innen der Deutschen Bahn zu senden, die dann die weiteren Schritte übernehmen. 

»Spot«, so heißt das Modell der Marke Boston Dynamics, ist also aktuell eine Art laufende Überwachungskamera. Die US-Firma hat der Deutschen Bahn einen eigenen »Spot« programmiert, in Deutschland laufen allerdings schon andere Modelle des Vierbeiners umher.

Das LKA in NRW verfügt sogar über zwei Roboterhunde. Einen ersten Erfolg verzeichneten sie, als einer von ihnen bei einem Brand in Essen aushalf. Durch die Fernsteuerung konnte ein Polizeibeamter von draußen mit dem Hund das ausgebrannte Gebäude besichtigen.

Vor etwa einem Jahr hat sich auch die Polizei in Baden-Württemberg einen »Spot« zugelegt, dieser ist, wie eins der Modelle aus NRW, mit einem Greifarm ausgestattet. Im Gegensatz zu anderen Robotern sind die Beine des Hundes behutsamer als Rollen oder Ketten und zerstören keine Beweise an Tatorten. Dazu kommt, dass sie Treppen steigen und mit dem Greifarm Türen öffnen können.

Boston Dynamics gibt in ihrem Code of Ethics an, dass ihre Roboter nicht für Angriffe ausgelegt seien, das Modell der Deutschen Bahn sei allerdings in der Lage, sich gegen Angreifer*innen zu »wehren«.

Auf Nachfrage teilte das Innenministerium NRW mit, dass der Hund allerdings nicht im regelmäßigen Einsatz sei, sondern noch in der Testung. Mögliche Anwendungsbereiche des Hundes seien beispielsweise auch, Geiselnehmer*innen »Pizza oder ein Handy zu bringen«. Auf Streife oder zur Überwachung setze die Polizei den Hund nämlich nicht ein, das passe nicht zur »bürgernahen Polizeiarbeit«.

Entwickelt wurde der Roboter, um Einsätze zu übernehmen, die für Menschen zu gefährlich sind. 2019 wurde ein erstes Modell des Roboters in den USA als Teil einer Bombenentschärfungseinheit der Polizei eingesetzt. Gefahr ist dabei subjektiv: In Hawaii umging die Polizei während der Covid-Pandemie die Gefahr der Obdachlosen und nutzte »Spot«, um die Temperatur der Menschen auf der Straße zu messen, um sich ihnen nicht nähern zu müssen.

Woanders wird der Einsatz solcher Roboter allerdings auch schon in Städten und in direktem Kontakt mit Menschen erprobt: In der spanischen Stadt Málaga wird seit Frühling dieses Jahres ein Roboterhund, entwickelt in der lokalen Universität, eingesetzt, um gegen Verkehrsvergehen vorzugehen. »Perro patiente« heißt der neue Kollege der dortigen Polizei, der aktuell vor allem gegen E-Roller-Fahrer*innen eingesetzt wird, die ohne Helm oder nicht auf der Straße fahren.

Wie der »Spot« der Deutschen Bahn wird »Perro patiente« mit KI trainiert, um autonom unterwegs zu sein, und leitet die Videos an eine zentrale Stelle weiter. »Perro patiente« schleicht allerdings nicht bloß über Abstellgleise, sondern soll durch die Innenstadt laufen und selbst mit Menschen kommunizieren können.

Schon bald soll der Roboterhund aber noch andere Tätigkeiten übernehmen: Die KI werde beispielsweise trainiert, um Taschendiebstahl oder andere Straftaten anhand von »angelernten Mustern« schneller als menschliche Polizist*innen erkennen. Bislang zieht er aber noch zu viel Aufmerksamkeit auf sich, um zu überwachen, und ist selbst eine Attraktion. 

Bei der Deutschen Bahn endet »Spots« Testmonat erst mal; bis zum nächsten Test müsse er noch trainiert und technisch verändert werden, heißt es in einer Erklärung von DB. In seiner Zeit in München hat »Spot« übrigens keine Graffiti-Sprayer*innen erwischt.

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