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  • Kulturstrategie Brandenburg

Künstler leben nicht allein vom Applaus

Kulturministerin Manja Schüle (SPD) hält nichts von grundsätzlich kostenlosen Theateraufführungen

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Am 22. September ist Landtagswahl in Brandenburg und wer kann sagen, wie lange Manja Schüle (SPD) danach noch Kulturministerin ist? Aber sie denkt weiter voraus als vier Monate und formuliert: »Kultur hat Zukunft!« Diesen Optimimismus zieht sie aus einem Rückblick, der Zuversicht auf den ersten Blick gar nicht zu rechtfertigen scheint. Denn für viele Künstler waren die Coronajahre mit der zeitweiligen Schließung von Theatern und Konzertsälen und abgesagten Kulturfestivals eine bittere und ihre Existenz bedrohende Zeit.

Darauf folgten unmittelbar extrem steigende Preise für Energie und Lebensmittel. Einer Bevölkerung, die sparen muss, sitzt das Geld auch dann nicht locker in der Tasche, wenn sie nach der Zeit des Verzichts wegen geschlossener Einrichtungen geradezu Hunger nach Kultur verspürt.

Doch Ministerin Schüle meint am Donnerstag: »Eines haben die Krisen der vergangenen Jahre wie unter einem Brennglas gezeigt: Kultur ist systemrelevant, Kultur ist Daseinsvorsorge.« Allerdings weiß die Politikerin selbst: »Voraussetzung dafür ist eine zukunftsfähige Kulturpolitik und Kulturförderung.« Dafür aber sei über vier Jahre hinweg eine Strategie entwickelt worden. Zum Abschluss gibt es am 29. Mai einen Festakt. Nicht vom grünen Tisch in Potsdam aus sei die neue Kulturstrategie entstanden, sondern im Gespräch mit mehr als 1000 Akteuren, sagt Schüle. Die alte Strategie stammte aus dem Jahr 2012.

Ein Ergebnis ist der neue Experimentalfonds. 100 000 Euro stellt das Kulturministerium dafür dieses Jahr bereit. Zehn Projekte sollen sich dieses Geld teilen. Menschen, die bislang wenig mit Kultur am Hut haben, sollen motiviert werden, eigene Ideen für ihr Dorf zu entwickeln. Es stehe kein bestimmtes künstlerisches Resultat im Vordergrund, heißt es, sondern es gehe um aktive Beteiligung, die Öffnung für künstlerisch-ästhetische Erfahrungen und das Ergreifen eigener kultureller Initiative. Ganz so streng will das Kulturministerium im Zweifelsfall nicht sein – aber es ist beim Experimentalfonds schon an den ländlichen Raum gedacht und nicht an die großen Städte.

Einer der sechs Schwerpunkte der Strategie ist die kulturelle Teilhabe für alle. Da denkt Schüle allerdings nicht an grundsätzlich kostenlose Kulturveranstaltungen, sondern an sozial gestaffelte Eintrittspreise. Wer nicht mit einem großem Bücherschrank aufgewachsen sei, solle keine Hürde empfinden, Kultur zu erleben. Kinder von wohlhabenden Eltern allerdings könnten durchaus das Eintrittsgeld bezahlen, findet die Ministerin, denn die Künstler »leben schließlich nicht vom Applaus allein«.

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