Emmanuel Macron: Feldherr Europas

Peter Steiniger über einen nach Größe strebenden Franzosen

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Saint-Laurent-sur-Mer während der Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Saint-Laurent-sur-Mer während der Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schickt alles nach vorn. Denn an diesem Wochenende droht seiner Partei Renaissance mit ihrer Spitzenkandidatin Valérie Hayer in der Wahlschlacht um die Sitze im Europaparlament eine strategische Niederlage. Die Umfragen sagen voraus, dass der Siegerkranz an das nationalistische Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen geht. Macrons Warnungen vor dem Aufstieg der extremen Rechten als noch nie dagewesene Bedrohung für Europa zeigen beim Wahlvolk wenig Wirkung.

Das kann kaum verwundern: Mit einer rücksichtslos durchgepeitschten Reformagenda und einem von den Sorgen der einfachen Franzosen abgehobenen Politikstil hat der »Präsident der Reichen« den Boden für den RN selbst bestellt. Die weitere Verschiebung des Kurses nach rechts seit der Berufung von Gabriel Attal zum Premierminister Anfang des Jahres macht Macrons Phrasen nicht glaubwürdiger.

Statt innenpolitischer Erfolgte liefert der Hasardeur nun Mirage-Kampfjets zur »heißen Verschrottung« auf dem Schlachtfeld an die Ukraine. Auch das D-Day-Gedenken wird instrumentalisiert, um sich bei der Militärhilfe für Kiew in der Rolle des Anführers in der EU zu zeigen. Anders als etwa Britanniens »Eiserner Lady« Margaret Thatcher 1982 mit dem Falklandkrieg wird Macron die Rolle des außenpolitischen Falken keine große Dividende an den Wahlurnen bescheren. Eine klare Mehrheit der Franzosen lehnt den Kurs ab, der eine direkte Konfrontation mit Russland riskiert. Hier zeigt sich, wie Macrons »autoritärer Liberalismus« selbst die Demokratie zur formalen aushöhlt.

Wir sind käuflich.

Aber nur für unsere Leser*innen. Damit nd.bleibt.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Werden Sie Teil unserer solidarischen Finanzierung und helfen Sie mit, unabhängigen Journalismus möglich zu machen.