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Basketballerinnen wollen von Lille über Paris in die Weltspitze
Deutschlands Basketballerinnen feiern ihre Olympiapremiere
219 Kilometer liegen zwischen Lille und Paris. Mit dem TGV dauert es von der Stadt an der belgischen Grenze bis in die französische Hauptstadt nur eine Stunde, mit dem Auto etwa doppelt so lang. Für die deutschen Basketballerinnen ist der Weg aus dem französischen Norden in die Weltmetropole das große Ziel bei Olympia – ganz egal ob mit Bus oder Bahn. Denn die Gruppenspiele im olympischen Turner werden noch in Lille ausgetragen. Nur wer die K.o.-Runde erreicht, darf später nach Paris umziehen.
»Wir sind immer noch auf der ›Road to Paris‹, ganz haben wir es noch nicht geschafft«, erklärte daher Flügelspielerin Nyara Sabally im Rahmen der Olympiavorbereitung des deutschen Basketballbundes (DBB). Das Team sei zwar sehr stolz darauf, bei den Spielen dabei zu sein. Jetzt wolle man aber unbedingt die Stimmung in Paris und im olympischen Dorf erleben, sagte die 24-Jährige, die seit zwei Jahren in der US-Profiliga WNBA für New York Liberty spielt.
Schwere Gruppe erwischt
Das Problem: Bei ihrer Olympiapremiere müssen sich die DBB-Frauen dafür in einer absoluten Hammergruppe durchsetzen. Gegnerinnen in der Vorrunde sind die Dauer-Olympiasiegerinnen aus den USA, die seit den Spielen von Atlanta 1996 immer Gold gewonnen haben, sowie Japan, Silbermedaillengewinnerinnen der Spiele in Tokio 2001. Zum Auftakt an diesem Montag (13.30 Uhr) müssen die Deutschen dazu ein »Auswärtsspiel« gegen die amtierenden Europameisterinnen überstehen. Gegen Belgien werden in Lille viele Fans aus dem wenige Kilometer entfernten Nachbarland erwartet.
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Entsprechend zurückhaltend äußerte sich Bundestrainerin Lisa Thomaidis: »Ich weiß nicht, wie unsere Chancen stehen. Wir spielen gegen drei der besten Teams der Welt.« Die Kanadierin sieht Olympia als fantastische Gelegenheit, um sich mit den stärksten Nationen zu messen. Doch sie betonte auch den steilen Weg, den ihre Basketballerinnen noch bis zur Weltspitze vor sich haben. »Vor einem Jahr waren wir die Nummer 36 der Weltrangliste. Jetzt sind wir auf Platz 19. Wir sind unserem Plan weit voraus. Eigentlich sollten wir noch gar nicht bei den Spielen dabei sein.«
Nur durch ein überragendes Qualifikationsturnier im Februar hatte ihr Team sein erstes Olympiaticket perfekt gemacht. Im letzten Spiel setzten sich die Deutschen in einem Krimi gegen die Gastgeberinnen aus Brasilien durch – die Nummer acht der Welt. Für die Bundestrainerin ist Olympia trotzdem nur der Anfang: »Die Spiele sollen unser Sprungbrett sein, um bis zur Heim-WM 2026 unter den Top Ten der Welt zu sein.« Ein Blick auf die Olympiavorbereitung verdeutlicht, warum Thomaidis versucht, die Euphorie etwas zu bremsen. Zwar gab es in sechs Testspielen nur eine Niederlage. Die fiel gegen die USA mit 57:84 aber deutlich aus und zeigte, dass das deutsche Team immer noch dabei ist, sich zu finden.
Komplizierte Vorbereitung
Das liegt auch am Topstar des DBB-Teams: Satou Sabally machte im Test gegen die Amerikanerinnen ihr erstes Spiel seit mehr als fünf Monaten. Die 26-Jährige hatte sich beim Qualifikationsturnier in Brasilien an der linken Schulter verletzt, musste operiert werden, und verpasste deswegen auch die erste Saisonhälfte bei ihrem WNBA-Klub in Dallas. Die fehlende Spielpraxis war ihr gegen die USA noch deutlich anzumerken: Sie traf nur 3 von 17 Würfen. Ihre Schwester Nyara und deren Teamkollegin in New York, Leonie Fiebich, spielten dagegen bis zuletzt in der US-Liga. Auch sie konnten deswegen erst spät in der Vorbereitung zum deutschen Team stoßen.
Für die Bundestrainern ist das misslich: »Wir lieben es zwar, dass unsere Spielerinnen mittlerweile auf dem höchsten Level in der besten Liga der Welt spielen. Aber natürlich ist das eine Herausforderung, wenn sie erst eine Woche vor dem Olympiastart zu uns kommen.« Das gehe aber auch den anderen Nationalteams so, die WNBA-Spielerinnen aufbieten.
Thomaidis hat bei Olympia jedoch noch einen weiteren Umbruch zu bewältigen: Auf der so wichtigen Position der Aufbauspielerin ist die langjährige Kapitänin Svenja Brunckhorst nicht mehr dabei. Die 32-Jährige, die ihre Karriere nach den Spielen beenden wird, nimmt zusammen mit Nationalspielerin Sonja Greinacher lieber am 3x3-Basketballwettbewerb im Herzen von Paris teil. Eigentlich wollte Brunckhorst beide Turniere angehen, doch der DBB ließ das nicht zu. Logistisch wäre das auch schwierig geworden.
Debütantin überzeugt schnell
Stattdessen heißt die Aufbauspielerin bei den deutschen Frauen jetzt Alexis Peterson. Die gebürtige US-Amerikanerin hat erst seit wenigen Wochen ihre Spielberechtigung, konnte während der Vorbereitung aber schon überzeugen. Beim Test gegen Nigeria in Berlin ragte sie mit 22 Punkten und acht Assists heraus. »Sie erfüllt alles, was wir uns erhofft haben«, urteilte danach auch Trainerin Thomaidis und Center Luisa Geiselsöder ergänzte: »Lex kann man nicht stoppen. Sie ist eine Spielerin, die uns sehr, sehr hilft auf dem Feld.«
Das wird die schnelle 28-Jährige auch müssen, damit die deutschen Basketballerinnen ihren Traum von Paris wahr machen können. Die vielen guten Einzelteile des deutschen Teams von den Stars aus der WNBA, über die neue Spielmacherin, bis zu den etablierten Kräften um Center Marie Gülich müssen nun ineinandergreifen. Dass der Glaube daran trotz der komplizierten Vorbereitung groß ist, unterstrich Nyara Sabally: »Wir gehen in jedes Spiel rein, um es zu gewinnen. Ich finde, wir haben auch eine sehr starke Mannschaft dafür.«
Vor allem die Größe des Teams – fünf der zwölf Spielerinnen messen über 1,90 Meter – und die damit verbundene Flexibilität in der Defensive sieht die jüngere Sabally-Schwester als Vorteil und wagte sogar eine Prognose über die Vorrunde hinaus: »Wenn man aus der Gruppe raus ist, wird es gefühlt leichter.« Luisa Geiselsöder ging sogar noch einen Schritt weiter: »Wir wollen das Beste erreichen und wenn es eine Medaille gibt, wäre das ein schönes Mitbringsel.« Sie wäre das nächste Souvenir der deutschen Basketballerinnen auf ihrem äußerst schnellen Aufstieg in die Weltspitze.
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