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Umgang mit Afghanen: Deutsche Verkommenheit
Jana Frielinghaus über gebrochene Versprechen der Bundesregierung
Fast 20 Jahre war Deutschland mit Soldaten und Angehörigen ziviler staatlicher Organisationen, aber auch von Hilfswerken in Afghanistan präsent. Immer im Dienste von Demokratisierung, Frauenförderung und Brunnenbau. So lautete die offizielle Erzählung. Um in dem Land zurechtzukommen, war man auf die Zusammenarbeit mit Einheimischen angewiesen, die als Übersetzer, Lehrende, Aufbauhelfer fungierten. Und dadurch schon vor der Machtübernahme der Taliban gefährdet waren.
Viele dieser Menschen arbeiteten mit westlichen Truppen und Einrichtungen in der Hoffnung auf demokratische Veränderungen zusammen und auf ein Ende der alltäglichen Terroranschläge, insbesondere auf Polizei- und Militäreinrichtungen sowie Mädchenschulen. Mit dem fluchtartigen Rückzug aus Afghanistan hat Deutschland nur für einige Zehntausend von Millionen gefährdeten, armen und perspektivlosen Menschen in dem Land Verantwortung übernommen.
Doch nicht einmal das kleine Versprechen, das die Ampel-Koalition mit dem humanitären Bundesaufnahmeprogramm gemacht hat, hält sie ein. Gerade einmal 540 Afghan*innen konnten über das Programm bislang nach Deutschland kommen. Geplant war die Aufnahme von monatlich 1000, das wären inzwischen mehr als 20 000. Die bürokratischen Hürden sind vielfach unüberwindlich. Und selbst dieses Programm droht dem rechtspopulistisch gefärbten Haushaltskürzungswahn der FDP zum Opfer zu fallen. Kommt es dazu, wäre das ein weiterer verachtenswerter Wort- und Vertrauensbruch gerade gegenüber mutigen und engagierten Menschen. Der Tod vieler weiterer Bedrohter würde damit billigend in Kauf genommen.
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