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Fußball mit Nebenwirkungen fürs Klima
Die Bundesliga hat großen Nachholbedarf beim Schutz von Klima und Umwelt
An diesem Freitag wird die neue Saison in der Fußball-Bundesliga angepfiffen. Zum Eröffnungsspiel reist Meister Bayer Leverkusen zum Rheinderby nach Mönchengladbach – mit dem Bus, schließlich beträgt die Entfernung zwischen BayArena und Borussia-Park gerade mal 50 Kilometer.
Grundsätzlich haben es die meisten Profiklubs aber nicht so mit umweltfreundlichen Anreisen zu Auswärtsspielen, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Recherche der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigt. Danach verzichtete in der Saison 2022/23 kein Verein bei Auswärtsspielen ganz auf das ökologisch schädliche Fliegen. Immerhin nur dreimal setzten sich die Spieler, Trainer und Betreuer des VFL Bochum ins Flugzeug. Sechsmal flog der damalige Zweitligist FC St. Pauli, siebenmal Werder Bremen. Am schmutzigen Ende dieser Tabelle stehen Borussia Mönchengladbach und die TSG Hoffenheim mit jeweils zwölf Flugreisen. Eine knappe Mehrheit der Bundesligisten hielt es allerdings nicht für nötig, die entsprechende Anfrage der DHU überhaupt zu beantworten.
Die Anzahl der Flüge bildet indes nur einen Aspekt ab. Auch insgesamt, so das Resümee der Natur- und Verbraucherschutzorganisaton, tun viele Vereine der Bundesliga viel zu wenig für Umwelt und Klima. Besonders großen Handlungsbedarf konstatiert die DUH neben der An- und Abreise beim Angebot von Speisen in Mehrwegverpackungen, bei der Vermeidung motorisierten Individualverkehrs oder der Eigenstromerzeugung aus erneuerbaren Quellen. Auch in diesen Bereichen bestehen zwischen den Vereinen große Unterschiede.
So fragte die DUH etwa nach den Mobilitätskonzepten rund um die Stadien. Hier gehen immerhin vier Vereine mit gutem Beispiel voran. Am Ruhrstadion des VFL Bochum stehen nur drei Auto-Stellplätze pro 100 Zuschauer zur Verfügung. In Freiburg, Bremen und an der Arena in Sinsheim, wo die TSG Hoffenheim ihre Heimspiele austrägt, sind es jeweils sechs Pkw-Parkplätze. Mit 20, 21 und 23 Parkplätzen rangieren die Stadien in Mönchengladbach, Wolfsburg und Stuttgart ganz hinten. Bei der ebenfalls abgefragten Anzahl der Fahrradstellplätze pro 100 Autoparkplätzen liegt das Europa-Park-Stadion in Freiburg mit 176 Einheiten einsam an der Spitze. Zum Vergleich: In Stuttgart sind es gerade mal drei!
Auch mit Blick auf die Eigenstromerzeugung durch Photovoltaik schneidet der SC Freiburg mit großem Abstand am besten ab; der Badener Bundesligist kommt hier auf einen Anteil von 79,31 Prozent. Auf Platz zwei folgt Werder Bremen mit 32,52 Prozent, Dritter ist die TSG Hoffenheim mit 23,61 Prozent. Bei allen anderen sieben Klubs, die hier geantwortet haben, liegt der regenerativ erzeugte Eigenstromanteil unter 2 Prozent. Zudem setzten nicht alle Bundesligisten auf 100 Prozent zertifizierten Ökostrom. Beim Vizemeister VfB Stuttgart stammten rund 40 Prozent der eingekauften Energie aus Atomkraft, Kohle und Erdgas. Bei jenen Vereinen, die auf Ökostrom setzen, reichen der DUH zudem häufig die Herkunftsnachweise nicht aus – »Ökostrom« oder »Grünstrom« seien eben keine geschützten Begriffe.
Erfreulich findet die Deutsche Umwelthilfe, dass bei 16 von 18 Vereinen die Eintrittskarten auch für die An- und Abreise mit dem öffentlichen Nahverkehr gültig sind. Lediglich beim 1. FC Union Berlin und beim FC Bayern München gebe es keine Kombitickets.
Beim Ausschank von Getränken setzen mittlerweile fast alle Vereine auf Mehrwegbecher, wodurch pro Saison ein Abfallberg von mehreren Millionen Einweg- oder Plastikbechern vermieden wird. In Heidenheim werden allerdings noch immer 20 Prozent der Getränke in Einwegbehältnissen ausgeschenkt. Beim Angebot von Speisen sieht es in den Stadien der Bundesliga indes »zappenduster« aus, berichtet Thomas Fischer. Einweg-Pappe werde standardmäßig eingesetzt, kritisiert der DHU-Leiter Kreislaufwirtschaft. Hier liege ein sehr großes Potenzial, unnötige Abfälle zu vermeiden: »Wenn Mehrweg mehrheitlich bei Bechern funktioniert, dann auch bei Pommes & Co. Wir fordern deshalb 100 Prozent Mehrweg – im und vor dem Stadion.«
»Fußball ist der populärste Sport in Deutschland, und die Mannschaften sind Vorbild für Millionen von Fans«, sagt DUH-Geschäftsführerin Barbara Metz. Doch bei wichtigen Themen agierten viele Vereine nicht zeitgemäß. Zum modernen Fußball gehöre auch eine zeitgemäße Strategie zur Verringerung der eigenen Klima- und Umweltauswirkungen.
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