Widerstand gegen VW-Rotstift

Gewerkschaft und Betriebsrat wehren sich Kündigungen und Werksschließungen

Vom Regen in die Traufe: Der VW-Vorstand plant massiven Stellenabbau.
Vom Regen in die Traufe: Der VW-Vorstand plant massiven Stellenabbau.

Wolfsburg. Der Schock in Wolfsburg sitzt tief, und bei Volkswagen bahnt sich ein Großkonflikt an: Nachdem der Konzernvorstand ankündigte, ein Einsparprogramm verschärfen zu wollen und Kündigungen wie Werksschließungen nicht mehr auszuschließen, ist für diesen Mittwoch eine Betriebsversammlung angesetzt. Diese werde für den Vorstand »ungemütlich«, sagte die Chefin des Gesamtbetriebsrats, Daniela Cavallo. Gewerkschaft und Betriebsrat kündigten massiven Widerstand gegen die Pläne an. Diese seien »ein Angriff auf unsere Beschäftigung, Standorte und Tarifverträge«, hieß es in einer Sonderausgabe der Betriebsratszeitung »Mitbestimmen«.

Am Montag hatte der Vorstand angekündigt, eine Vereinbarung aufzukündigen, die betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 ausschließt. Konkrete Zahlen, wie viele der rund 120 000 Stellen in Deutschland wegfallen und welche Standorte geschlossen werden könnten, nannte VW bisher nicht. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, der im Aufsichtsrat sitzt, forderte, Standortschließungen zu vermeiden und zunächst alle anderen Möglichkeiten zur Kostensenkung zu prüfen. »Die Landesregierung wird darauf ein besonderes Augenmerk legen«, so der SPD-Politiker.

Wirtschaftsliberale Ökonomen geben indes dem Vorstand Recht: An Werksschließungen in Deutschland führe »kein Weg vorbei«, sagte die Direktorin des Center Automotive Research in Duisburg, Helena Wisbert, dem »Spiegel«. Der Chef des Kiel-Instituts für Weltwirtschaft, Moritz Schularick, assistierte, er denke nicht, »dass alle deutschen Autobauer das Jahrzehnt in dieser Form überleben«. Dies sei kein Grund für staatliche Eingriffe.

Hingegen spricht der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel von einem »Tabubruch bei VW«. Dass man an Wettbewerbsfähigkeit unter aggressiven Rahmenbedingungen verloren habe, liege nicht an zu hohen Arbeitskosten, sondern an »schweren Managementfehlern bei der vorausschauenden Produkt- und Prozessinnovation«, sagte er gegenüber »nd«. Gebraucht werde ein Innovationsschub. »Jetzt muss nicht gespart, sondern in die Zukunft investiert werden«.  Mit Agenturen

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