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Israels Armee orientiert sich gen Norden
Der Libanon bereitet sich auf einen drohenden Konflikt vor
Mindestens 38 Tote und Hunderte Verletzte, das ist die Bilanz der beiden Explosionswellen, die den Libanon erschütterten und die Welt in Aufruhr versetzten: Zunächst waren am Dienstag Tausende Pager explodiert, die dem Kommunikationsnetzwerk der Hisbollah zugerechnet werden. Und während die Welt bereits auf den Libanon schaute, westliche Journalisten im Land eintrafen, detonierten am Mittwoch Hunderte Funkgeräte. Reporter berichteten von Hisbollah-Funktionären, die versuchten, Geräte loszuwerden, die noch nicht explodiert waren.
An mehr und mehr Flughäfen der Region erhielten die Sicherheitskräfte die Anweisung der örtlichen Behörden, Passagieren alle Geräte abzunehmen, die möglicherweise manipuliert sein könnten. Denn nicht nur im Libanon, auch in vielen anderen Ländern des Nahen Ostens gibt es Gruppen, die von den Revolutionsgarden im Iran unterstützt werden und die ebenfalls zum Ziel eines solchen Angriffs werden könnten. Die Verunsicherung ist groß. Ob noch weitere Geräte betroffen sind, und falls ja, welche, ist völlig offen.
Letzter großer Krieg war im Sommer 2006
Die Gefahr einer Ausweitung des Krieges zwischen Israel und der Hisbollah ist nun so hoch wie schon seit 20 Jahren nicht mehr. Israels Verteidigungsminister Joaw Galant erklärte, der Fokus des Militärs verschiebe sich in den Norden, an die Grenze zum Libanon, gehe in eine neue Phase über. Bei einem Luftangriff auf Ziele im Südlibanon wurden in der Nacht zum Donnerstag mehrere Einrichtungen der Hisbollah zerstört.
Im Sommer 2006 hatte es den letzten großen Krieg gegeben: Tausende starben, Hunderttausende waren wochenlang auf der Flucht. Und damals wie heute waren die eigentliche libanesische Regierung und das Militär des Landes mehr Zuschauer als Beteiligte: Die Hisbollah entscheidet über Krieg und Frieden, sie handelt notfalls auch gegen den Willen von Regierung und Sicherheitsbehörden. Und sie pflegt dabei sehr enge Beziehungen zum Iran.
Waffenschmuggel über den Flughafen Beirut
Im Juni berichtete die britische Zeitung »The Telegraph«, die Hisbollah nutze den Flughafen von Beirut ungehindert für Waffenlieferungen inmitten des zivilen Flugbetriebs. Die libanesische Regierung wies den Bericht zurück. Der internationale Luftfahrtverband IATA erklärte damals jedoch gegenüber dem israelischen Nachrichtenportal »Times of Israel«, die Situation sei seit Jahren bekannt. Am liebsten würde man den Flughafen schließen.
Regierungschef Nadschib Mikati ist derweil nur übergangsweise im Amt. Denn seit Jahren schon kann sich das Parlament nicht auf einen Kandidaten für die Präsidentschaft einigen. Und so lange dieser Posten nicht besetzt ist, kann auch kein Regierungschef ernannt werden. Die Folge: Mikati darf der Verfassung nach nur die notwendigsten Entscheidungen treffen.
Die Gefahr einer Ausweitung des Krieges zwischen Israel und der Hisbollah ist nun so hoch wie schon seit 20 Jahren nicht mehr.
Und so wirkte er auch in der Woche hilflos, während vor allem die ägyptische und die türkische Regierung versuchten, ihm öffentlich den Rücken zu stärken. Unmittelbar nach dem ersten Angriff erhielt er Solidaritätsbekundungen aus Ankara und Kairo. Ägyptens Präsident Abdel Fattah Al-Sisi verurteilte »jegliche Verletzung der Souveränität des Libanon durch außenstehende Parteien« – eine Aussage, die auch auf die Führung des Iran abzielt.
Die ägyptische Regierung, ein enger Partner Israels, versucht zusammen mit Katar, einen Waffenstillstand im Gazastreifen auszuhandeln. Und wie Israel sieht man die Aktivitäten der Revolutionsgarden im Nahen Osten als Bedrohung an: In Ägypten pflegt vor allem die in ländlichen Gebieten starke Muslimbruderschaft enge Beziehungen zum Iran. 2013 hatte Al-Sisi, damals Oberbefehlshaber über das Militär, Präsident Mohammad Mursi abgesetzt, der aus den Reihen der Muslimbrüder stammte.
Flüchtlingsstrom nach Europa zu erwarten
Am Freitag soll sich der UN-Sicherheitsrat mit der Situation befassen, gleichzeitig vermittelt auch die US-Regierung. Hisbollah-nahe Medien betonten jedoch, ohne einen Waffenstillstand im Gazastreifen werde es keine Verhandlungen geben.
Ein offener Krieg könnte auch zu einem neuen Flüchtlingsstrom in die Europäische Union führen, denn im Libanon haben weit über eine Million Menschen aus Syrien Zuflucht gefunden. Aus Zypern wurde im Mai gemeldet, die Zahl der Menschen, die per Boot dort ankämen, sei im Vergleich zum Vorjahr um das 60-fache gestiegen.
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