Katrin Weber: Ein Witz muss sofort raus

Eine Diva aus dem Vogtland: Katrin Weber bekommt den Kabarettpreis »Eddi«

Große Opern – aber mit Anführungszeichen: Katrin Weber
Große Opern – aber mit Anführungszeichen: Katrin Weber

»Katrin Weber? Ein Name, den man sich nie merken kann!« soll der Leipziger Kabarettist und Witzforscher Bernd-Lutz Lange ausgerufen haben, als er sie kennenlernte. Doch – am heutigen Mittwoch bekommt die Entertainerin den Berliner Kabarettpreis »Eddi« verliehen. Und mit Lange ist sie dann jahrelang zusammen aufgetreten. Ebenso mit Tom Pauls, der sie Lange empfohlen hatte, als »Tom & Cherie«.

Der »Eddi« wurde nach der 2012 verstorbenen linken Kleinkunst-Legende Edgar Külow benannt – und zwar von ihm selbst, denn er verlieh diesen Preis schon in der DDR und bekam ihn auch als erster, 1981. Von ihm stammt unter anderem der sozialistische Merksatz: »Jeder Tag, an dem du nicht auf die Regierung geschimpft hast, ist ein verlorener Tag«.

Katrin Weber vertritt die Theorie, das ein Witz, der einem einfällt, sofort raus muss – wird er unterdrückt, richtet er körperlichen Schaden an. Kennt jeder, der lachen will und nicht kann. Und trotzdem sang sie: »Du mit deinen blöden Witzen, ich würde dich gerne wieder siezen«. In einem Lied aber sang sie: »Sag bitte nicht zu mir: Ich bin nicht dein Bier, bitte rede so nicht mit mir«.

Die stets elegant-quirrlige Katrin Weber, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen österreichischen Jazz-Sängerin und auch nicht mit der eher stumpfen »Frau Wäber« des badischen Komikers Hansy Vogt, sagt über sich selbst: »Ich spiele und singe große Opern – aber mit Anführungszeichen«. Und diese Opern gewinnt sie aus dem Grenzbereich zwischen Schlager und Chanson.

Sie tritt gerne als Diva aus dem Vogtland auf, wo sie 1963 als Tochter einer Fleischverkäuferin und eines Elektrikers geboren wurde und in Plauen-Westend aufwuchs. »Gefällt Ihnen Plauen noch heute?«, fragte sie Gregor Gysi in seiner Talkshow im Tränenpalast. Antwort: »Wenn ich da nicht leben muss, ja.« 2022, bei der 900-Jahre-Plauen-Feier meinte sie, schon bei der 750-Jahr-Feier dabeigewesen zu sein.

Erst war sie Schneiderin, ein »Fließband-Kasper« in der Textilfabrik, dann wurde sie Tänzerin und Schauspielerin. Und später Sängerin in Musicals, in TV-Shows und irgendwann auch auf Kreuzfahrten. Obwohl man da wochenlang morgens, mittags, abends die selben Leute sieht. Und alle wollen einem ihr Leben erzählen.

Katrin Weber hat aus ihrem ein autobiografisches Programm und Buch gemacht: »Sie werden lachen«, 2017 erschienen. Da erscheint sie mitunter als Diva auf Abwegen, etwa, wenn sie als »Evita« beim Open-Air-Musical in Bad-Bentheim 20 Meter neben der Bühne durchs Gestrüpp stakst, als sie den Trampelpfad zum Podium nicht findet, hell beschienen vom Scheinwerfer. Oder wenn sie bei einem ihrer ersten Auftritte in ein Loch fällt, mitten auf der Bühne, wie in einem Zeichentrickfilm. Oder durch die Studios des MDR irrt, weil sie das Radio mit dem Fernsehen verwechselt hat.

»Manchmal muss man zu seinem Glück nur ausreichend Pech haben« sagt sie, und dann wird es lustig, der berühmte Antrieb von Komödie und Cartoon. Es lebe das Mißverständnis! Sehr lustig ist »Katrin Weber singt Agathe Bauer«, ihre Version von »I got the power« von Snap!, einem Dance-Gassenhauer der frühen 90er Jahre. Zu Bernd-Lutz Lange sagte sie damals, als sie sich kennenlernten: »Sie müssen sich meinen Namen nicht merken. Sie werden schon merken, wenn ich in der Nähe bin«.

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