Gesundheitsmonopoly

Ulrike Henning über Erwartungen an den World Health Summit in Berlin

Unterernährtes Kind in einem Krankenhaus in Jemen
Unterernährtes Kind in einem Krankenhaus in Jemen

Der World Health Summit in Berlin mauserte sich vom ursprünglich eher akademischen Event zu einer Art politischer Ersatzveranstaltung für globale Gesundheitsbelange. Eigentlich sollte die WHO in dieser Hinsicht die Zügel in der Hand behalten, scheint das aber immer weniger zu können. Seit 2022 beteiligt sich die Weltgesundheitsorganisation nun selbst federführend am Gipfel, das investorenfreundliche Umfeld offenbar goutierend.

Schaut man sich die Liste der Partner an, finden sich hier neben vielen großen Pharmakonzernen auch bekannte nichtstaatliche Gesundheitsakteure, von der Gates-Stiftung bis hin zum Wellcome-Trust, der 400 Millionen Pfund pro Jahr in biomedizinische Forschung investiert. Begegnungen dieser großen Player mit führenden Politikern wird in Berlin eine Menge Raum gegeben.

So ist es keine Überraschung, dass mit einer neuen WHO-Investitionsrunde dem Ganzen noch einmal die Krone aufgesetzt wird. Hier »können« sich Staaten zu zusätzlichen Zahlungen an die notorisch klamme Organisation verpflichten. Angesprochen sind natürlich die reichen Länder. Eines der Argumente, die dabei überzeugen sollen, taucht nur am Rande einer Erklärung führender Politiker auf. Trotz großer Fortschritte in der Wissenschaft und vieler Innovationen sei unsere Gesundheit in Gefahr – selbst in den hoch entwickelten Ländern. Diese Bedrohung wird aber – betrachtet man die bisherige Praxis – nicht zu einer solidarischen Finanzierung führen.

Denn ein Event wie das in Berlin setzt sich eben nicht kritisch mit der Verschleuderung von Milliarden in der Pandemie auseinander, wie sie sich nur reiche Länder leisten konnten. Und es hinterfragt auch nicht, warum ärmere Staaten für eine funktionierende Gesundheitsinfrastruktur – jenseits von Impfkampagnen – kein Geld übrig haben. Insofern ist die Veranstaltung auch in diesem Jahr wieder eine nette, aber zu teure und nutzlose Geste. Eine Prise Kritik, hier und da in wohlgesetzten Worten vorgetragen, ändert daran nicht wirklich etwas.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -