Europäische Rechte nach US-Wahl im Freudentaumel

Trump-Wahl stärkt rechten Block in Europa

Alice Weidel ist, wie weitere Führungsfiguren der europäischen Rechten, begeistert über Trumps Sieg.
Alice Weidel ist, wie weitere Führungsfiguren der europäischen Rechten, begeistert über Trumps Sieg.

Viktor Orbán war am Mittwochmorgen um 8:26 Uhr der erste europäische Spitzenpolitiker, der Donald Trump zum Sieg bei der Präsidentenwahl gratulierte. Die Wahl sei das »größte Comeback« in der politischen Geschichte der USA. Es handele sich um einen »enormen« Sieg, den die Welt dringend brauche. Schon vor Orbán gratulierte einer, der zwar kein Amt inne hat, aber trotzdem mächtig ist. Der ultrarechte Geert Wilders. Die niederländische Regierung ist von seinem Wohlwollen abhängig. Wilders freute sich am Morgen mit einem »Fox News« Screenshot und Glückwünschen. Patrioten gewännen Wahlen auf der ganzen Welt. Die »linksliberalen, woken Nihilisten« seien voller »Unglaube und Hass« und könnten den Menschen nicht geben, was sie verlangten. Das sei »Freiheit und ihre eigene Nation zuerst«. Und vor allem »keine illegale Einwanderung mehr«. Gratulationen und Glückwünsche bekam Trump von rechten Politiker*innen aus ganz Europa.

Auch von der AfD. In einer am Morgen verschickten Pressemitteilung erklärte die Partei, die US-Amerikaner hätten genau wie die Deutschen genug von »Staatsverschuldung, wirtschaftlichem Niedergang, endlosen Kriegen und illegaler Migration.« Trump bot man eine Zusammenarbeit an. Der Wunsch der AfD: »Donald Trump kann als patriotischer Friedenspräsident in die Geschichte eingehen.«

USA-Wahl

Die Wahlen am 5. November 2024 sind für die US-Bürger wie auch den Rest der Welt eine der wichtigsten Richtungsentscheidungen dieser Zeit. »nd« berichtet über die Stimmung und Probleme im Land, über Kandidaten und ihre Visionen. Alle Texte zur US-Wahl finden Sie hier.

Trump-Kritiker*innen vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron über den CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter bis hin zur Linke-Vorsitzenden Ines Schwerdtner appellierten, Europa müsse unabhängiger, geeinter oder stärker werden. Auch wenn sie damit wohl höchst unterschiedliche Politik-Ansätze verfolgen. Kiesewetter etwa verbindet damit ein Plädoyer für höhere Militärausgaben. Allgemein gibt es große Sorgen in Bezug auf Trumps Sicherheitspolitik. Im Wahlkampf hatte er unter anderem erklärt, dass Russland Länder, die ihre »Rechnungen« bei der Nato nicht bezahlen, angreifen könne. Auch in Sachen Ukraine ist fraglich, wie Trump regieren wird. Russlands-Präsident Wladimir Putin ließ erklären, dass er Trump nicht zur Wahl gratulieren werde, weil die USA Russland als »unfreundliches Land« betrachteten. Putin wolle den neu gewählten Präsidenten stattdessen an seinen Handlungen messen.

Im Nahen Osten wurde die Wahl euphorisch von Israels Präsident Benjamin Netanjahu aufgenommen. Es handele sich um das »größte Comeback der Geschichte«. Die Wahl Trumps biete die Chance »für eine kräftige Wiederbelebung der großen Allianz zwischen Israel und Amerika«. Der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad al-Thani und Ägyptens Präsident Abdel Fattah Al-Sisi, die versuchen, einen Frieden zwischen Israel und der Hamas zu vermitteln, äußerten die Hoffnung, die Wahl bringe »Sicherheit und Stabilität« in die Region.

Klar ist am Tag nach der Wahl: Rechte Kräfte fühlen sich durch Trump gestärkt. Sie sehen eine gemeinsame Agenda. Etwa in der Migrationspolitik. Wo die Rechten noch nicht regieren, sehen sie die Wahl als Schub. Die AfD wird genauso wie Le Pens Rassemblement National versuchen, mit dem Partner im Weißen Haus zu punkten.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -