Flughafen BER zeigt Vögeln an, wo Glas ist

Spezialfolien am Terminal des Hauptstadt-Airports BER bewahren die Tiere vor dem Aufprall

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.
Kein Durchkommen: Toter Vogel im Terminal des Flughafens BER
Kein Durchkommen: Toter Vogel im Terminal des Flughafens BER

Terminal 1 des Hauptstadtflughafens BER in Schönefeld hat rund 20 000 Quadratmeter Glasflächen, die Fensterfront der etwa 1,5 Kilometer langen Abflugpiere nicht einmal mitgerechnet. Vögel erkennen Glas nicht als Hindernis und werden bei Dunkelheit von erleuchteten Gebäuden angelockt. Sie kollidieren im Flug mit der Fassade, verletzen sich; viele verenden dann qualvoll in den Lichtschächten. So beschreibt der Berliner Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) das Problem.

Viele Arten habe es bisher erwischt: Eisvögel, Turmfalken, Waldschnepfen, Haubenlerchen, Singdrosseln, Blaumeisen, Dohlen und Waldkäuze etwa. Jahrelang habe sich die Flughafengesellschaft FBB geweigert, Maßnahmen zu ergreifen. Grund seien die erheblichen Kosten für das nachträgliche Anbringen von Schutzvorrichtungen.

Am Montag begann die Napierala GmbH mit Sitz in Berlin-Steglitz, die Glasfront des Terminals zur Straße hin von außen mit Spezialfolien zu versehen. »Mit einer Vogelschutzfolie lassen sich bis zu 95 Prozent der tödlichen Kollisionen vermeiden«, wirbt diese Firma. Und warnt: »Jeden Tag sterben fast 240 000 Vögel, weil sie Fenster und Glasflächen nicht als Hindernis wahrnehmen.«

»Es freut uns, dass die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg GmbH jetzt ernsthaft in die fachgerechte Lösung des Problems einsteigt.«

Claudia Wegworth BUND-Vogelexpertin

Am BER werden mit Punkten versehene Folien verwendet. »Die Auswahl der Folien und der zu markierenden Flächen erfolgten in enger Abstimmung mit den für uns zuständigen Naturschutzbehörden«, erklärt Flughafensprecherin Sabine Deckwerth dem »nd«. Es sei ein umfangreicher Prüf- und Genehmigungsprozess vorausgegangen. Geplant sei, die Arbeiten bis zum Jahresende abzuschließen, sofern das Wetter dies zulasse. Bei Sturm und Starkregen müssten Pausen eingelegt werden.

Es handele sich um eine freiwillige Maßnahme, sagt Deckwerth. Derlei Auflagen habe es weder zur Inbetriebnahme des Terminals noch danach gegeben. Das Terminal entspreche grundsätzlich allen Anforderungen. »Es ist der FBB aber wichtig, dass auch die Flora und Fauna durch den Luftverkehr und den Flughafenbetrieb möglichst wenig in Mitleidenschaft gezogen werden.« Darum habe die Flughafengesellschaft in der Vergangenheit schon andere, besonders betroffene Flächen freiwillig mit Vogelschutzfolien ausgerüstet, so unter anderem frei stehende Glasflächen der Kolonnaden. Man befinde sich weiterhin im steten Dialog mit der Unteren Naturschutzbehörde.

»Es freut uns, dass die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg GmbH jetzt ernsthaft in die fachgerechte Lösung des Problems einsteigt«, lobt die BUND-Vogelexpertin Claudia Wegworth. »Das ist ein guter Anfang, aber eben auch nur ein Fünftel der Glasflächen alleine am Hauptgebäude des Terminals 1.« Der Umweltverband fordert, dass Experten auch das übrige Terminal untersuchen und auch andere Risikofaktoren wie die ungesicherten Lichtschächte berücksichtigt werden.

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