Fachkräftestrategie: Wie der Senat nach Arbeitern sucht

Das Land Berlin bastelt weiter an einer Fachkräftestrategie

Gewerkschaften sehen in der Pflege eine Engpassbranche, in der mit verbesserten Arbeitsbedingungen neue Arbeitskräfte gewonnen werden könnten.
Gewerkschaften sehen in der Pflege eine Engpassbranche, in der mit verbesserten Arbeitsbedingungen neue Arbeitskräfte gewonnen werden könnten.

In Berlin fehlen bereits heute etwa 90 000 Fachkräfte. Von dieser Zahl gehen die Industrie- und Handelskammer (IHK) aus und auch Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD). Bis 2035 könnten der Hauptstadt der IHK zufolge 414 000 Fachkräfte fehlen – etwa 20 Prozent der heute 2,2 Millionen Beschäftigten.

Um dem zu begegnen, will der Senat bis Ende 2025 eine Fachkräftestrategie festlegen. Federführend hierbei ist die Senatsverwaltung für Arbeit. Die Erarbeitung der Strategie ist als partizipativer Prozess angelegt. Die verschiedenen Senatsverwaltungen, aber auch Wirtschaft und Gewerkschaften sollen einbezogen werden. Schon laufende Aktivitäten sollen neu abgestimmt, unter »ein inhaltliches und strategisches Dach« gestellt werden, sagte Senatorin Kiziltepe am Donnerstag im Abgeordnetenhaus.

Der Erarbeitungsprozess startete nach der parlamentarischen Sommerpause. Welche konkreten Zielvorgaben und Maßnahmen die Strategie enthalten wird und inwieweit diese dann geeignet sein werden, den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen, das bleibt abzuwarten.

Für Julian Algner von der IHK Berlin sind es denkbare Ziele, eine messbare Quote von Schulabbrechern nicht zu überschreiten oder den Anteil von Arbeitslosen ohne Schulabschluss auf ein Mindestmaß zu begrenzen. Algner identifizierte vor dem Ausschuss noch weitere Punkte als Potenziale, die mittels einer »gezielten und koordinierten Strategie erschlossen werden« könnten. Gleichzeitig sei Berlin bundesweit Spitzenreiter, wenn es darum gehe, internationale Fachkräfte anzuwerben. Darauf könne man aufbauen, um den Wirtschaftsstandort Berlin zukunftsfähig zu machen.

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Vor dem Ausschuss sprach auch Anna-Katharina Dietrich vom Deutschen Gewerkschaftsbund. Für den DGB stünde die Aktivierung des inländischen Fachkräftepotenzials im Vordergrund. Insbesondere die Arbeitsbedingungen in Engpassbranchen wie Transport, Gastronomie und Pflege seien zu verbessern, um dem Wechsel des Berufs und damit einer weiteren Abwärtsspirale vorzubeugen. Dietrich hob hervor, dass nach wie vor nur elf Prozent der Unternehmen Lehrlinge ausbilden. Viele Bewerber*innen gingen daher leer aus.

Dass Maßnahmen wie die Fachkräftestrategie überhaupt in relevantem Ausmaß wirken, stellt das aufwendige und in eine ähnliche Richtung deutende Bündnis für Ausbildung infrage, das gar bei der Senatskanzlei angesiedelt ist. Ziel ist es, bis Ende 2025 das Volumen neuer Ausbildungsverträge um 2000 aufzustocken. Andernfalls sollen Unternehmen, die nicht ausbilden, per sogenannter Ausbildungsumlage zur Kasse gebeten werden. Zuletzt meldete das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, dass die Zahl neuer Azubis im Jahr 2023 um 117 auf 14 139 zurückgegangen sei.

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