Erzwungene Aufarbeitung bei Credit Suisse

Forschung zur NS-Vergangenheit von Konzernen braucht mehr Mittel, findet Felix Sassmannshausen

Manchmal spiegelt sich die Vergangenheit in der Gegenwart und zeichnet ein düsteres Bild: NS-Verstrickungen holen die Credit Suisse ein.
Manchmal spiegelt sich die Vergangenheit in der Gegenwart und zeichnet ein düsteres Bild: NS-Verstrickungen holen die Credit Suisse ein.

Eine Untersuchung des US-Senats deckt zahlreiche weitere Verbindungen der einstigen Schweizer Großbank Credit Suisse zu NS-Verbrechern und ihren Helfern auf. Neben Unternehmern, die von Zwangsarbeit profitierten, sind unter den identifizierten Kunden auch Ermöglicher des antisemitischen Raubzugs, etwa durch sogenannte Arisierungen. Dass die Schweizer Bank versucht haben soll, die Verbindungen zu vertuschen, folgt einem ökonomischen Prinzip: Daraus möglicherweise entstehende Entschädigungsansprüche kosten Geld.

Die jahrelange unermüdliche Recherche des Chef-Ermittlers Neil Barofsky ist bedeutend, weil sie zu einem besseren Verständnis der Geldflüsse, Unternehmensgeflechte und Täternetzwerke während des Nationalsozialismus beiträgt. So helfen die Untersuchungen bei der Erforschung der sogenannten Rattenlinien, die unter anderem nach Argentinien führten und mit denen NS-Täter ihrer Bestrafung entgingen.

In Zeiten, in denen neue völkische und faschistische Bewegungen an Stärke gewinnen, bleibt die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit unabdingbar, auch und gerade gegen die Widerstände der beteiligten Unternehmen. Allerdings fragt man sich, warum es eine durch den US-Senat finanzierte Untersuchung sein muss, die die Verstrickungen einer europäischen Großbank aufdeckt und nicht Ermittler etwa im Auftrag des Bundestags. »Thank you!«, will man daher über den Atlantik rufen – und zugleich fordern, dass die Bundespolitik zwingend mehr zur Finanzierung solcher Studien tut.

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