Mit Mut gegen Klimawandel: Für eine Welt, in der die Rosen blühen

Luisa Neubauer wünscht sich von allen Menschen mehr Mut, den Klimawandel zu stoppen

  • Harald Loch
  • Lesedauer: 2 Min.
Wollen wir wirklich warten, bis auch die letzten Spielplätze von Hochwasser weggespült werden?
Wollen wir wirklich warten, bis auch die letzten Spielplätze von Hochwasser weggespült werden?

Ein bürgerlicher Bürgerschreck predigt ohne Gottvertrauen. Luisa Neubauer fragt: »Was wäre, wenn wir mutig wären?« Sie blickt auf die langen Reihen von Büchern, die seit 50 Jahren über den Klimawandel aufklären und die sie schon bei ihrer Großmutter gelesen hat.

Was wäre, wenn wir so gehandelt hätten, wie es uns Wissenschaftler seit Jahrzehnten geraten, ja vorgeschrieben haben? Die Erkenntnisse der Klimaforschung wurden zwar zum Mainstream in den Sonntagsreden nicht nur grüner Politiker, aber sie wurden immer wieder ausgebremst.

Luisa Neubauer benennt jene, die auf der Bremse stehen. Da ist die geballte Macht der Profiteure fossiler Energieträger, Kohle, Öl und Gas. Und die fossile Mentalität der Menschen, die weder auf Flugreisen, Verbrenner-Auto noch auf ihren inzwischen fast alltäglich gewordenen »Sonntagsbraten« verzichten wollen. Sie geben ihr Verhalten an ihre Kinder als selbstverständlichen Standard weiter, an eine Generation, in der einige begriffen haben, dass sie Angehörige der letzten sein könnten. So weit ist alles bekannt.

Was ist neu an Luisa Neubauers rhetorischer Frage: »Was wäre, wenn wir mutig sind?« Sie hat begriffen, dass der Ton die Musik macht. Sie setzt auf das Verursacherprinzip, nicht nur im juristischen, sondern vor allem im anthropologischen Sinne. Die Klimakatastrophe ist menschengemacht.

Spektakuläre Aktionen mit Klebstoff haben es nicht geschafft, den bürgerlichen Tiefschlaf zu stören. Also versucht sie, die ausgebildete Geografin, es mit den bürgerlichen Tugenden ihrer in dieser Hinsicht frühreifen Großmutter. Sie appelliert klug und gleichsam in Schönschrift an den gesunden Menschenverstand, erteilt nebenbei Absolution für das gelegentliche Abweichen von der reinen Lehre der Notwendigkeiten, geht milde mit den menschlichen Schwächen um, dafür umso strenger mit der, wie sie es nennt, Fossilität der Mächtigen mit der Fossilität in den Köpfen der vielen.

Luisa Neubauer wendet sich an die Vernünftigen, die es wissen und Einsehen haben, aber noch nicht den Mut, die Handbremse zu lösen und CO2-frei Gas zu geben in eine rettende Zukunft, in der die Rosen blühen, wie die im Vorgarten des Hauses von George Orwell seit 1936.

Die Autorin erteilt den Menschen keinen Freispruch, verurteilt sie aber auf Bewährung. Hoffentlich hat sie damit mehr Erfolg als ihre Mitstreiter, die »nur« auf Demonstrationen und Aktionen setzen.

Luisa Neubauer: Was wäre, wenn wir mutig sind? Rowohlt, 144 S., br., 13 €.

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