- Kommentare
- Neuer Streik?
BVG: Gewerkschaftsfeindliches Tarifangebot
Mit einer vorgeschlagenen Vertragsaufzeit von vier Jahren legt die BVG ein gewerkschaftsfeindliches Tarifangebot vor
In der Tarifrunde für den Berliner Nahverkehr haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) vergangenen Freitag ein erstes Angebot vorgelegt. Satte 15,3 Prozent mehr Lohn bietet das Landesunternehmen seinen Beschäftigten an. Das Angebot liege »deutlich unterhalb« der 750 Euro, die Verdi pro Monat und Beschäftigten gefordert habe, sagt Verdi. Die Gewerkschaft will erst mal mit ihren Mitgliedern in Beratung gehen.
Doch egal, wie man die angebotene Lohnerhöhungen bewertet: Die von der BVG zugleich vorgeschlagene Vertragslaufzeit von 48 Monaten kann eine Gewerkschaft nur als Affront auffassen. Schließlich ist die aktuelle Misere der BVG-Beschäftigten nicht zuletzt eine Folge der 2019 im letzten Tarifvertrag vereinbarten Laufzeit von fünf Jahren. Damit hatte sich Verdi bis heute selbst zum Betriebsfrieden verpflichtet und so die Möglichkeit genommen, auf die folgenden Krisen und Preiserhöhungen mit entsprechenden Lohnforderungen zu reagieren. Nun liegt die BVG bei der Bezahlung bundesweit auf dem letzten Platz aller öffentlichen Nahverkehrsunternehmen.
Eine Organisation kann ihren Mitgliedern nicht glaubwürdig vermitteln, dass sie für ihre Interessen einsteht, wenn sie sich nur alle vier Jahre zu Tisch bitten lässt. Man muss ja nicht gleich so weit gehen wie einige Aachener Anarcho-Syndikalisten, die in den 20ern erklärten, Tarifverträge sollten nicht »für eine halbe Ewigkeit maßgebend« sein, sondern nur für vier Wochen oder weniger. Aber die schleichende Entmachtung der Gewerkschaften – nicht nur bei der BVG – mittels immer längerer Verträge muss enden. Von der eigenen Forderung von 12 Monaten Laufzeit sollte Verdi nicht abrücken.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.