- Politik
- Demokratische Bildung
AfD auf Bildungsmesse
Teilnahme der Rechtsaußen-Partei belastet die Ausstellung
Mit demokratischer Bildung hat die AfD sicherlich nicht viel zu tun. Und trotzdem nimmt die rechtsradikale Partei an der größten Bildungsmesse Deutschlands, der Didacta, teil. Die Messe Stuttgart ist als Veranstalterin in Erklärungsnot geraten und beruft sich in einer Stellungnahme darauf, dass ihr die Hände gebunden seien. Geltende Zulassungskriterien müssten neutral beachtet und umgesetzt werden.
Also wird neben der CDU und den Grünen auch der baden-württembergische Landesverband der AfD als sogenannter Hauptdarsteller im Programm aufgeführt, obwohl es darüber immer mehr Unmutsäußerungen gibt. Die Erziehungsgewerkschaft GEW und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) haben Beschwerde eingelegt: »Mit Blick auf die jüngste Geschichte halten wir den Schritt, dieser Partei eine Plattform auf Europas führender Bildungsmesse zu bieten, für höchst unangemessen«, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben.
Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.
Auch Marina Weisband reagierte mit Unverständnis auf die Präsenz der AfD auf der Messe. »Ich verstehe überhaupt nicht, wie es zusammengeht, Demokratiebildung, Toleranz und Vielfalt zum Thema zu machen – und gleichzeitig die größten politischen Feinde dessen zu normalisieren«, sagte die Psychologin und ehemalige Piraten-Politikerin dem »Spiegel«. »Niemand kann das tolerieren.«
Weisband, die das schulische Demokratieprojekt »Aula« leitet, soll für ihr Engagement vom Didacta-Verband öffentlich ausgezeichnet werden. Sie forderte die Veranstaltenden auf, die AfD auszuladen.
Ein erster Aussteller hat inzwischen angekündigt, die Messe zu boykottieren, wenn die AfD dort vertreten sei. »Wir zeigen Haltung – auch, wenn’s wehtut«, erklärte Robert Reuther, Geschäftsführer des Start-ups »45minuten«, das Unterrichtsmaterial für Lehrkräfte vermittelt, gegenüber dem »Spiegel«.
Druck auf die Messe übt auch Britt Dammann aus, die Erzieherin hat eine Online-Petition gestartet. »Bildung muss ein Ort der Gleichheit, des Respekts und der Toleranz bleiben«, heißt es in einem begleitenden Appell. Bislang haben mehr als 15 000 Menschen die Petition unterschrieben.
Zu mehr Gelassenheit rät dagegen der Städtetag in Baden-Württemberg. »Wir sollten nicht bei jeder Aktion der AfD ein Warnsignal sehen«, sagte der Bildungsdezernent Norbert Brugger dem SWR. Manches müsse man als Demokrat auch aushalten. Die Didacta findet vom 11. bis 15. Februar statt. Rund 700 Ausstellende planen dort Veranstaltungen.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.