Im Zelt lebendig verbrannt: Die für Journalisten tödlichste Armee

Julian Daum über den Tod von Helmi Al-Faqawi und 231 weiteren Kollegen

Eine Weste mit der Aufschrift »Presse« und ein Helm auf dem Leichnam eines Journalisten, der bei israelischen Bombardements getötet wurde
Eine Weste mit der Aufschrift »Presse« und ein Helm auf dem Leichnam eines Journalisten, der bei israelischen Bombardements getötet wurde

Wieder überführt ein Video: Der Oberkörper ist bereits von Flammen umschlossen, Bein und Arm zucken noch ein paar Mal. Keine Schreie. Ein israelischer Luftangriff auf ein Zelt für Journalisten unweit des Nasser-Krankenhauses in Khan Junis hat am Montag in den frühen Morgenstunden Helmi Al-Faqawi und einen weiteren Mann getötet. So berichtet es das Quds News Network, das den Mann identifiziert hat. Mindestens sieben weitere Journalisten wurden teils lebensbedrohlich verletzt. Damit wurden in Gaza nun nach Angaben der Brown-Universität 232 Journalisten seit dem 7. Oktober 2023 getötet – mehr als für den US-Bürgerkrieg, die beiden Weltkriege, Korea- und Vietnam-, Jugoslawien- und Afghanistan-Krieg zusammen angegeben werden. Es ist der für Journalist*innen tödlichste militärische Konflikt jemals.

Quasi jedes Mal – sofern etwa aufgrund von Aufnahmen nicht mehr behauptet werden kann, es habe sich um Terroristen gehandelt – heißt es vonseiten der israelischen Armee, das seien bedauerliche Versehen. Fehler, die selbstverständlich untersucht würden. Und immer wieder kann dann kein Fehlverhalten festgestellt werden.

Doch angenommen, die israelische sei, wie nach eigener Aussage, wirklich die »moralischste Armee der Welt«, so wäre die Konsequenz, dass sie auch die unfähigste ist. Es stellt sich also die Frage, ob eine der bestgerüsteten Armeen der Welt letztlich dilettantisch mit Bomben um sich schmeißt oder ob sie einfach gezielt Journalisten tötet, weil sie dokumentieren, was in Gaza vor sich geht. Welche Antwort ist wahrscheinlicher?

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