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Die Korken können knallen
Ulrike Henning über ungetrübte Aussichten für Alkoholhersteller
Ohne Zweifel sind die Zahlen zum aktuellen Alkoholverbrauch in Deutschland eindrucksvoll, genauso wie die von der Hauptstelle Sucht zusammengetragenenen aktuell gültigen Verbrauchssteuern auf verschiedene alkoholhaltige Getränke. Letztere gibt es entweder nicht – für Wein –, oder sie sind minimal und wurden zudem seit Jahren nicht angefasst.
Angesichts gesundheitlicher und sozialer Folgeschäden erscheint es naheliegend, den Verbrauch von Alkoholika einzuschränken. Es sind nicht nur die Leberzirrhose oder das Risiko für Krebserkrankungen selbst bei geringem Konsum. Es geht auch um Folgen für Dritte: durch Unfälle oder Gewalttaten – oder um die psychischen Erkrankungen von Kindern in suchtbelasteten Familien.
Nun gibt es in Deutschland einen Pro-Kopf-Verbrauch, der über dem europäischen Schnitt liegt, und zugleich perfekte Bedingungen für die Hersteller. Die Verfügbarkeit von Alkoholischem ist fast uneingeschränkt, ebenso die Werbung. So hätten aber minimale Erhöhungen der Verbrauchssteuern auch einen großen Effekt: Kostet eine Flasche Bier nur fünf Cent mehr, wären zusätzlich 1,4 Milliarden Euro Steuereinnahmen möglich.
Aber keine Sorge: Das Wohl der Brauereiwirtschaft (und verwandter Sparten) ist der deutschen Politik, gerade der aus den christsozialen Bierzelten, sakrosankt. Da gibt man sich mit einer Prise Prävention zufrieden – und bekommt andererseits Schnappatmung bei Cannabis. Es ist also unwahrscheinlich, dass sich hier etwas ändert.
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