9. Mai: Feierlichkeiten mit chinesischer Note

Russland feiert den 80. Jahrestag des Sieges über den Faschismus und präsentiert seine Verbündeten

Bei der diesjährigen Siegesparade marschierten Soldaten aus 13 Ländern und Teilnehmer des Ukraine-Kriegs über den Roten Platz.
Bei der diesjährigen Siegesparade marschierten Soldaten aus 13 Ländern und Teilnehmer des Ukraine-Kriegs über den Roten Platz.

Mit Militärparaden im ganzen Land hat Russland den Sieg über Nazideutschland gefeiert. Besonderes Augenmerk galt im Vorfeld des 9. Mai der Parade auf dem Roten Platz, zu der Russlands Präsident Wladimir Putin 29 Regierungschefs und Soldaten aus 13 Ländern eingeladen hatte. Ausländische Beobachter gingen davon aus, dass der Kreml-Chef den 80. Jahrestag des Endes des Großen Vaterländischen Krieges nutzen wird, um rhetorisch gegen die Ukraine und den Westen mobil zu machen.

Wer sein Geld darauf gesetzt hatte, hat nun ein Loch im Portemonnaie. Dem Krieg in der Ukraine widmete Putin nur drei kurze Sätze: »Die Wahrheit und die Gerechtigkeit sind auf unserer Seite. Das ganze Land, die Gesellschaft und das Volk unterstützen die Teilnehmer der militärischen Sonderoperation. Wir sind stolz auf ihren Mut und ihre Entschlossenheit, auf die Standhaftigkeit, die uns stets den Sieg gebracht hat«, sagte Putin.

Wenig Ukraine, viel Zweiter Weltkrieg

Ansonsten konzentrierte Putin sich auf den Zweiten Weltkrieg und die Rolle der Sowjetunion bei der Befreiung Europas. »Die Sowjetunion hat die heftigsten und unbarmherzigsten Schläge des Feindes auf sich genommen«. Damit widersprach Russlands Präsident dem US-Staatschef Donald Trump, der den Sieg im Zweiten Weltkrieg als alleinigen US-amerikanischen Erfolg dargestellt hatte. Nach der Parade sollen sich beide doch noch gegenseitig zum Sieg gratuliert haben, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti am Nachmittag.

Untermalt wurde die Parade von patriotischen Liedern aus der Kriegszeit.
Untermalt wurde die Parade von patriotischen Liedern aus der Kriegszeit.

Putin betonte in seiner Rede zudem die gemeinsame Leistung der Alliierten: »Die vollständige Niederlage Nazideutschlands, des militaristischen Japans und ihrer Satellitenstaaten in verschiedenen Regionen der Welt wurde durch eine gemeinsame Anstrengung« erreicht. Nicht ohne einen Seitenhieb gen Westen. Die Eröffnung einer zweiten Front habe den Sieg beschleunigt, nachdem die entscheidenden Schlachten auf dem Gebiet der Sowjetunion gewonnen wurden. Den Bogen in die Gegenwart spannend, bezeichnete Putin Russland als »unüberwindbares Hindernis für Nazismus, Russophobie und Antisemitismus«.

Putin und Xi Jinping Seite an Seite

Spannender als die Rede Putins oder die gezeigten Waffen (unter anderem Drohnen, die in der Ukraine eingesetzt werden) war indes die Sitzordnung auf der Tribüne. Unmittelbar in Putins Nähe saßen ehemalige Soldaten, die Auschwitz, Warschau und Berlin befreiten. Hinter dem Kreml-Chef die Angehörigen eines in Kursk gefallenen Soldaten.

Wichtigster Sitzpartner Putins war aber Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping. Immer wieder fingen die Kameras die beiden beim Gespräch ein. In seiner Rede lobte Putin den Beitrag des »tapferen chinesischen Volkes«.

Xi ist zu einem mehrtägigen Staatsbesuch in Moskau, ein Zeichen der Unterstützung für Putin. Beide Länder demonstrierten vor allem gegenüber den USA ihre Nähe und machten deutlich, dass diese noch enger werden könnte, sollten sich der Handelskrieg zwischen Washington und Peking verschärfen und die USA neue Sanktionen wegen der nicht vorankommenden Ukraine-Friedensgespräche gegen Moskau erlassen.

Neue und alte Verbündete

Nach der Parade bedankte sich Putin bei anwesenden nordkoreanischen Generälen für die Hilfe bei der Rückeroberung des Gebiets Kursk und wünschte den Soldaten allen Gute. Bei der Parade selbst waren Soldaten aus Nordkorea nicht vertreten. Dafür aus Myanmar, mit dem Moskau zuletzt ein Anwerbeabkommen für Arbeitskräfte geschlossen hatte.

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping war der wichtigste Gast für Wladimir Putin.
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping war der wichtigste Gast für Wladimir Putin.

Zum Thema: Hoffnung zum 80. Jahrestag – Für Christian Klemm muss der 8. Mai ein bundesweiter Feiertag werden

Putins eigentlich engster Verbündeter, der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko, war während der Parade hingegen nicht in seiner Nähe. Er musste sich mit einem Platz neben Armeniens Ministerpräsident Nikol Paschinjan begnügen, mit dem er sich in den vergangenen Monaten immer wieder Wortgefechte lieferte, nachdem Lukaschenko verlautbarten ließ, er habe Aserbaidschan beim Karabach-Krieg 2020 unterstützt.

Waffenruhe hält größtenteils

Im Vorfeld des 9. Mai hatte es Diskussionen um eine von Putin einseitig verkündete dreitägige Waffenruhe gegeben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte dies als »zynisch« zurückgewiesen und mindestens 30 Tage Feuerpause gefordert sowie Angriffe am 9. Mai angekündigt. In der Nacht zum 8. Mai flog die Ukraine die schwersten Drohnenangriffe gegen Russland, bevor sie stillschweigend Putins Waffenruhe doch zustimmte. Allerdings warfen sich Kiew und Moskau gegenseitig vor, die Feuerpause zu brechen. Aus Angst vor Drohnen war die Ehrentribüne auf dem Roten Platz dennoch erstmals überdacht.

In der Ukraine, die den 9. Mai vor zwei Jahren als Feiertag abschaffte, begingen viele Menschen dennoch den Tag des Sieges. Die beliebtesten Google-Anfragen seien Glückwünsche zum 9. Mai gewesen, meldeten ukrainische Medien mit Verweis auf Google Trends. In Kiew versammelten sich um die 200 Menschen am Grab des unbekannten Soldaten, auch in Odessa legten Menschen Blumen am Grab des unbekannten Matrosen nieder. Mindestens eine Person wurde in Kiew festgenommen.

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