- Sport
- Ballhaus Ost
34. Spieltag in der Regionalliga: Cuba Libre im Berliner Regen
Eine Massenprüglei und ein Spottdenkmal für Claus-Dieter Wollitz sorgen für Aufsehen in der Regionalliga Nordost
Frühe Besucher des Regionalligaspiels BFC Dynamo gegen FSV Zwickau staunten am Sonntag nicht schlecht, als vorm Ballgerangel aus einem Bus vermummte Männer ausstiegen und sogleich auf alle losgingen, die irgendwie nach BFC-Fan aussahen. Glas splitterte, Haut platzte, Zähne wurden aus der Verankerung gerissen. Eine kurze, heftige Massenprügelei – die laut Augenzeugen wenig später durch Polizeikräfte beendet wurde. Weil der beliebte Späti an der Konrad-Wolf-Straße, Ecke Sandinostraße geschlossen hatte, mümmelten dort nur wenige potenzielle Überfallopfer an ihrem Bier. Wie ein Bus voller vermutlich sächsischer Bösewichte ungehindert bis zum Späti gegenüber dem Stadioneingang gelangen konnte, weiß nur der Berliner Bär, der bekanntlich alles weiß.
Der Überfall bot diversen Zeitgenossen vorm Spiel reichlich Gesprächsstoff, erstaunliche 2612 Zuschauer waren anwesend, als sich beide Mannschaften in einem bedeutungslosen Spiel 2:2 trennten. Ein paar Hundert Zwickauer nebst etlichen Freunden aus Dresdens Ultraszene sangen und tanzten die Saison zu Ende. Seitens des BFC zeigte die in letzter Zeit ordentlich gewachsene Szene eine schöne Choreo, manche jungen Füchse ließen sich gar dazu hinreißen, ihre nicht außerordentlich formschönen Bäuche im Regenschauer darzubieten.
Frank Willmann blickt auf den Fußball zwischen Leipzig, Łódź und Ljubljana.
Ja, es machte halbwegs Freude den Bier trinkenden Menschen dabei zuzusehen, wie sie die Saison zu Grabe trugen. Fünfmal schickte der Regenmacher kühles Nass, bestimmt nicht, um dem BFC Dynamo den achten Platz schmackhaft zu machen, der die beste Saisonplatzierung aller Berliner Regionalliga-Vertretungen darstellt. Das Spiel plätscherte, der Regen plätscherte, der Trost-Cuba-Libre in den Plastikbechern plätscherte desgleichen.
Aber halt: Während die Zwickauer sich bereits morgen an die bulgarische Schwarzmeerküste aufmachen können, hat der BFC noch das Berliner Pokalfinale vor der Brust. Hier lauert fette Beute, denn der Pokalsieger darf sich in der ersten Runde des DFB-Pokals von dicken Bundesligaclubs vermöbeln lassen, Schmerzensgeld in der Höhe von 200 000 Euro inklusive.
Also ran an den Speck, das Spiel findet nächsten Sonnabend 12.30 Uhr im Berliner Mommsenstadion statt. Der Gegner kommt vom Dorf, genauer aus Mahlsdorf. Gelegen am östlichen Rand Berlins Richtung Polen, ist die Ecke Deutschlands größtes zusammenhängendes Gebiet an Ein- und Mehrfamilienhäusern. Unsere regierende Berliner Glatze soll schon mal in der Dorfkirche am Messwein genascht haben. Das hat mir dereinst ein Waschbär geflüstert, als ich mich auf der Suche nach Naherholung im Mahlsdorfer Einfamilienhäuserdschungel verirrte.
Das letzte Wort in diesen Tagen gehört mal wieder (indirekt) Claus-Dieter Wollitz aus Cottbus, zu dessen Ehren am Sonntag in Hohenschönhausen ein Denkmal errichtet wurde. Auf einem steinernen Block ruht, versehen mit einer Inschrift, ein etwa zehn Kilo schwerer Feldstein. »Dieser Stein traf vermutlich das Opfer CDW am 04.05.24 beim Heimspiel gegen den FC Energie Cottbus am Kopf. Die Folgen sind unübersehbar. Wir bitten um Verzeihung.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.