Nations League: Das DFB-Team will über Portugal zum Titel

Mit zwei Siegen gegen Topnationen und dem Gewinn des Wettbewerbs soll das Selbstverständnis wachsen

  • Maik Rosner, Herzogenaurach
  • Lesedauer: 4 Min.
Trainieren für den ersten Titel: das DFB-Team mit Florian Wirtz (l.) und Leroy Sané in Herzogenaurach
Trainieren für den ersten Titel: das DFB-Team mit Florian Wirtz (l.) und Leroy Sané in Herzogenaurach

Am Dienstag wurden die Löcher gestopft. Einige Quadratmeter Hybridrasen wurden in der Münchner Arena eingesetzt, um den Untergrund wieder herzurichten. Fans von Paris Saint-Germain hatten am vergangenen Sonnabend Erinnerungsstücke aus dem Rasen herausgerissen, nachdem ihre Mannschaft 5:0 gegen Inter Mailand im Finale der Champions League gewonnen hatte.

Ganz so leicht wie den Greenkeepern dürfte es Julian Nagelsmann nicht fallen, die Löcher in seiner Mannschaft zu füllen. Als der Bundestrainer seinen Kader für das Finalturnier der Nations League nominiert hatte, standen schon die Ausfälle von Jamal Musiala, Tim Kleindienst, Kai Havertz, Antonio Rüdiger und Nico Schlotterbeck fest. Nach und nach kamen noch Angelo Stiller, Nadiem Amiri und Yann Bisseck dazu. Und der nachnominierte Jonathan Burkardt musste aus dem Quartier der deutschen Nationalmannschaft in Herzogenaurach verletzt wieder abreisen.

Die lange Liste der Ausfälle ändert aber nichts daran, dass die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vor dem Halbfinale der Nations League an diesem Mittwoch gegen Portugal weiterhin die höchsten Ziele verfolgt. »Wir wollen dahin kommen, wieder gemeinsam Titel zu gewinnen. Auch wenn es nur ein kleiner Titel ist, ist er für uns als Gruppe sehr wichtig«, hatte der Bundestrainer gleich zu Beginn der Trainingstage in Herzogenaurach gesagt. Letztmals konnte das deutsche Nationalteam 2017 ein Turnier für sich entscheiden. Damals gewann es den Confed-Cup in Russland, ehe es ein Jahr später bei der dortigen WM bereits nach der Gruppenphase als blamierter Titelverteidiger nach Hause fliegen musste. Diesmal wird der Gewinn in der Nations League angestrebt, um sich für das große Ziel WM-Titel in einem Jahr in den USA, Kanada und Mexiko zu bestärken. »Wir wollen unser Selbstverständnis weiter füttern mit guten Leistungen und Ergebnissen«, sagte Nagelsmann.

Kapitän Joshua Kimmich will mit zwei Siegen jetzt ein gutes Signal »nach außen, aber auch nach innen« senden. »Natürlich hat das Turnier nicht den Stellenwert einer WM oder EM, aber ich fand 2017 den Gewinn des Confed-Cups auch sehr cool – irgendwo auf dieser Stufe würde ich die Nations League einordnen«, erklärte er und ergänzte: »Es gibt einfach Selbstvertrauen, wenn man das Gefühl hat, auf dem richtigen Weg zu sein, und dann auch die Bestätigung in Form von Siegen und Titeln erhält.«

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Der Gewinn des Finalturniers soll dem DFB-Team also einen Schub geben. Das verspricht dieses sich umso mehr, weil für den Titelgewinn in der Nations League ja zwei Siege gegen zwei Topnationen nötig wären. An diesem Mittwoch erst gegen Portugal, dann gegen Spanien oder Frankreich, die am Donnerstag das zweite Halbfinale in Stuttgart ausspielen. Sollte die deutsche Mannschaft gegen Portugal gewinnen, würde sie am Sonntagabend im Finale erneut in München antreten, andernfalls stünde schon am Nachmittag das Spiel um Platz drei in Stuttgart gegen den Verlierer der zweiten Halbfinalpartie an.

Bei alledem geht es für Nagelsmann darum, in seinem Personalpuzzle die richtigen Teile zusammenzusetzen, um die Lücken zu füllen, die wichtige Spieler hinterlassen haben. Das Gesicht seiner Mannschaft muss er dabei im Vergleich zu den Viertelfinals gegen Italien Ende März sehr verändern, knapp die Hälfte des damaligen Kaders ist nun nicht dabei. Aus seiner Startelf vom 3:3 gegen das italienische Team im Viertelfinal-Rückspiel in Dortmund stehen sogar sechs Spieler nicht zur Verfügung. Alle Mannschaftsteile müssen neu besetzt werden, angefangen vom Tor mit der nach langer Verletzungspause zurückgekehrten Nummer eins, Marc-André ter Stegen, bis hin zur Sturmspitze, in der womöglich Debütant Nick Woltemade aufläuft. »Wir haben immer noch eine sehr, sehr gute Mannschaft«, versicherte Nagelsmann.

Portugal kann personell aus dem Vollen schöpfen. Zudem kehren die portugiesischen PSG-Spieler Vitinha, Nuno Mendes, João Neves und Gonçalo Ramos nur vier Tage nach ihrem Titelbooster in der Champions League in die Münchner Arena zurück. Vitinha hatte nach dem Finalsieg gegen Inter ein Foto mit Mendes, Neves und Ramos gepostet und mit »Portugal Saint-Germain« betitelt. Ihr Nationaltrainer Roberto Martínez gab für das Final Four übrigens genauso wie sein Kollege Nagelsmann den Titelgewinn in Auftrag.

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