Humanitäre Farce

Cyrus Salimi-Asl über militarisierte humanitäre Hilfe in Gaza

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.
Israelische Panzer gehen in Khan Junis im südlichen Gazastreifen in Stellung neben einem Verteilungszentrum für humanitäre Hilfsgüter, die von der Gaza Humanitarian Foundation (GHF), einer von den USA unterstützten und von Israel anerkannten Organisation, geliefert wurden.
Israelische Panzer gehen in Khan Junis im südlichen Gazastreifen in Stellung neben einem Verteilungszentrum für humanitäre Hilfsgüter, die von der Gaza Humanitarian Foundation (GHF), einer von den USA unterstützten und von Israel anerkannten Organisation, geliefert wurden.

Das neue System der Verteilung von Lebensmitteln und Wasser im Gazastreifen ist eine geplante Farce, die zur Tragödie mit vielen Toten wird: Erst übernimmt eine ominöse Stiftung die Logistik der humanitären Hilfe für den gesamten Gazastreifen. Dann wird an deren sogenannten Verteilzentren auf hungernde Menschen geschossen. Und jetzt sind sie sogar geschlossen: wegen »Renovierung, Reorganisation und Arbeiten zur Effizienzsteigerung« bis Donnerstag. »Effizienzsteigerung« klingt nach der routinierten Rhetorik aus dem Handbuch von Unternehmensberatern, nur dass wir uns auf einem Schlachtfeld befinden.

De facto sind die Menschen also wieder ohne Hilfe, die ohnehin nur spärlich floss. Die Zufahrtswege zu den Ausgabeorten von Reis, Brot und Wasser seien Kampfgebiet, sagt die israelische Armee, die ihren Krieg auch mittels der Regulierung humanitärer Hilfe führt: ein verbrecherisches Vorgehen, das keine Rechtfertigung kennt. Die Uno und anerkannte humanitäre Organisationen wussten schon, warum sie die Zusammenarbeit mit der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) abgelehnt haben. Israel und die USA haben selbstherrlich entschieden, dass die Verteilung der humanitären Güter, wie sie in der Vergangenheit von mit humanitärer Hilfe vertrauten Experten und UN-Organisationen durchgeführt wurde, nicht mehr den Erfordernissen der Kriegsziele entspricht. Hunger wird hier zur Waffe – vor allem gegen Frauen und Kinder.

Israel und die USA militarisieren die humanitäre Hilfe, stellen sie in den Dienst der Kriegsziele und militärischer Logik, namentlich der Vertreibung der Palästinenser in Evakuierungszonen – und richten sie nicht an den Bedürfnissen jener aus, die ohne diese Hilfe akut vom Tod bedroht sind.

- Anzeige -

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.