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Johnnie Moore: Evangelikaler Chefhelfer

Trump-Anhänger jetzt verantwortlich für humanitäre Hilfe im Gazastreifen

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 3 Min.
Gaza Humanitarian Foundation – Johnnie Moore: Evangelikaler Chefhelfer

Im Gazastreifen sind die Verteilungszentren für Lebensmittel erneut geschlossen worden – bis auf Weiteres, heißt es seitens der ominösen Gaza Humanitarian Foundation (GHF). Dafür hat die GHF einen neuen Chef: den US-amerikanischen evangelikalen Reverend Dr. Johnnie Moore. Er übernimmt den Posten, nachdem sein Vorgänger Jake Wood Ende Mai zurückgetreten war. Der hatte plötzlich Skrupel, begann zu zweifeln, ob die Organisation sich tatsächlich an »humanitäre Grundsätze« halten werde.

Moore ist kein Unbekannter und sein Profil passt perfekt als Deckel auf eine Organisation, die, anstatt Brot und Wasser auszugeben, erst mal den Laden dichtmacht. Statt Verteilung scheint Verknappung lebenswichtiger Güter offenbar das Ziel der GHF zu sein, mit der humanitäre Hilfe in den Dienst einer kriegführenden Partei gestellt wird.

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Der 41-jährige Moore ist, wie viele Evangelikale, darunter auch Mike Huckabee, der neue US-Botschafter in Israel, aufgrund seiner Auslegung der Bibel ein überzeugter Befürworter eines jüdischen Staates, urteilt die »New York Times«. Er hatte der Zeitung in einem Interview von 2017 auch anvertraut, dass er und seine evangelikalen Kumpanen Druck auf Donald Trump ausgeübt hätten, damit der in seiner ersten Amtszeit als Präsident die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt und Israels Souveränität über die Stadt anerkennt – entgegen völkerrechtlichen Bestimmungen.

In der Vergangenheit hat Moore Donald Trump zugearbeitet, er gilt laut der »Times of Israel« als Verbindungsmann zwischen evangelikalen Christen und US-Präsident Donald Trump und ist Mitglied der US-Kommission für internationale Religionsfreiheit. Für Trumps Idee, dass die USA den Gazastreifen übernehmen sollten, konnte er sich schon früh erwärmen. »Die USA werden die volle Verantwortung für die Zukunft Gazas übernehmen und allen Hoffnung und eine Zukunft geben«, schrieb er auf X, wo er auch das Nahrungsmittelverteilungsprogramm der Uno kritisierte (das normalerweise 408 Zentren in Gaza betreibt), weil es der Hamas ermögliche, die Lieferungen zu kontrollieren.

Nach Angaben der kritischen Nachrichtenseite The New Arab begann Moores enge Beziehung zu Trump 2016, als er dem evangelikalen Beirat des ehemaligen Präsidenten beitrat. Er nahm regelmäßig an Gebetstreffen im Weißen Haus teil, lobte Trumps entschiedene Unterstützung der Religionsfreiheit und konservativer christlicher Werte, die oft mit einer pro-israelischen Politik einhergingen.

Von Schüssen durch die israelische Armee an den Verteilzentren will der neue GHF-Präsident nichts wissen. Alles Hamas-Propaganda, winkt er ab. Man darf sicher sein, dass er der humanitären Hilfsmaschinerie im Gazastreifen seinen Stempel aufdrücken wird, und der wird ganz im Sinne der rechten Regierungen Israels und der USA sein.

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