FC Bayern bei der Klub WM: Aufbruch zum Geld verdienen

Die Münchner starten erst mal sanft in das neue Turnier mit 32 Teams

  • Maik Rosner, München
  • Lesedauer: 4 Min.
Klub-WM: Kapitän Kimmich (r.) kommt direkt vom Nationalteam und anders als Bayern-Trainer Kompany (l.) kein Belastungsproblem.
Klub-WM: Kapitän Kimmich (r.) kommt direkt vom Nationalteam und anders als Bayern-Trainer Kompany (l.) kein Belastungsproblem.

Am Dienstag begann das Abenteuer Klub-WM in den USA für die erste Reisegruppe des FC Bayern, am frühen Nachmittag startete der zehnstündige Hinflug. Einige Nationalspieler sollen am Donnerstag nachkommen, um sich dann mit den Kollegen auf das neue Turnier mit 32 Teams aus allen Erdteilen vorzubereiten. Auch die Neuzugänge Jonathan Tah und Tom Bischof dürfen von Anfang an mitspielen, nachdem die Münchner das extra dafür vom Weltverband Fifa neu geschaffene Transferfenster genutzt und für beide Spieler sechsstellige Ablösesummen gezahlt haben. Am 1. Juli wären beide ablösefrei gekommen.

Gewöhnen müssen sich die Münchner in Orlando an Temperaturen von mehr als 30 Grad samt hoher Luftfeuchtigkeit. Zur Akklimatisierung ist für den Trainingseinstieg an diesem Mittwoch eine kurze »Recovery Session« geplant. Zum sanften Beginn passt, dass die Familien der Spieler mitreisen und zunächst im Basecamp bleiben dürfen, welches sich wie das Trainingsgelände im Walt Disney World Resort befindet.

Der FC Bayern reist mit höchsten Ansprüchen an. »Wir wollen das Turnier gewinnen«, ließ Präsident Herbert Hainer wissen. Vorstandschef Jan-Christian Dreesen hofft, dass der FC Bayern »als Erster auf dieser Trophäe eingraviert« werde. Doch daraus wird nichts. Per Gravur wurde schon die Unterschrift des Fifa-Präsidenten Gianni Infantino verewigt. Als Inspiration für die Trophäe hätten »die großen Entdecker, das Periodensystem, die Astronomie und die ins All gesendeten Voyager Golden Records« gedient, heißt es bei der Fifa. Für Infantino ist der per Schlüssel in seiner Form wandelbare Pokal »ein revolutionäres Symbol einer goldenen, neuen Zukunft für den Klubfußball, inspiriert von der Vergangenheit«.

Kritiker sehen das völlig anders. Sie befürchten, dass das Gefälle in den nationalen Ligen durch die Klub-WM noch weiter verschärft wird. Knapp 30 Millionen Euro Antrittsprämie fließen allein dem FC Bayern zu, beim zweiten deutschen Teilnehmer Borussia Dortmund sind es sechs Millionen weniger. Mehr als 110 Millionen Euro könnten die Münchner im Falle des Titelgewinns durch die Fifa-Prämien einnehmen.

Klubs wie der beispielsweise der FC Bayern, die ständig in der Champions League spielen, sind finanziell schon in ganz anderen Sphären unterwegs als die meisten anderen Klubs in der Bundesliga. In der gerade abgelaufenen Saison war der Kader der Münchner rund 20 Mal mehr wert als der des Aufsteigers Holstein Kiel, der dann auch gleich wieder abgestiegen ist. Durch die nun weiteren immensen Einnahmen wird die finanzielle Schere weiter auseinandergehen. Weil die finanziellen Anreize der Klub-WM die sportlichen überwiegen, ist sie für die Münchner vor allem ein Aufbruch zum Geld verdienen.

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Die Spiele dürften erst in der K.o.-Phase wirklich interessant werden. Zum Auftakt in der Gruppe C spielt der FC Bayern am 15. Juni in Cincinnati gegen Auckland City, der Gegner aus Neuseeland ist ein Amateurklub und hat einen geringeren Kadermarktwert als beispielsweise der Drittligist SC Verl. Die Boca Juniors aus Argentinien verfügen zwar über einen klangvollen Namen, dürften am 20. Juni in Miami aber ebenfalls nur bedingt konkurrenzfähig sein. Der Wert ihres Kaders entspricht etwa dem des FC St. Pauli. Am ehesten gefährlich werden könnte den Münchnern der dritte Gruppengegner Benfica Lissabon am 24. Juni in Charlotte, der sich beim Kadermarktwert ungefähr auf dem Niveau von Eintracht Frankfurt bewegt.

Eine weitere Debatte des Turniers dreht sich um die Belastung der Spieler. Einlassen wollen diese sich darauf aber meist nicht. Nationalspieler Joshua Kimmich, der gerade noch das Finalturnier der Nations League gespielt hat, sagt, er freue sich auf jedes Spiel. Er verweist auf die Kollegen in England und Spanien, die mehr Liga- und Pokalspiele absolvieren müssen. Bedenken äußerte hingegen Trainer Vincent Kompany, der sich einst in der Spielergewerkschaft Fifpro engagierte. Im vergangenen September hatte er sogar seine Forderung, eine Obergrenze an Spielen pro Saison einzuführen, erneuert: »Damit schützt man die Gesundheit der Spieler, aber auch die Interessen der Klubs.« Das dürfte bei seinem Arbeitgeber schon wegen der finanziellen Interessen nicht auf Gegenliebe gestoßen sein. Inzwischen spricht Kompany lieber von Vorfreude auf die Klub-WM.

Vielleicht flammt die Debatte ja im Herbst neu auf, wenn die Spieler des FC Bayern womöglich von Müdigkeit und Verletzungen gezeichnet sind und der Rekordmeister im Ligaalltag eine Niederlage gegen den FC St. Pauli einstecken muss.

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