Beispielloses Ausmaß an Gewalt

Laut Uno ist die Zahl der Verbrechen an Kindern in Konfliktgebieten dramatisch gestiegen

Im Gazastreifen erfahren Kinder den Krieg und die Not hautnah.
Im Gazastreifen erfahren Kinder den Krieg und die Not hautnah.

Nach dem aktuellen Bericht der Vereinten Nationen über Kinderleid hat im vergangenen Jahr die Zahl der entsprechenden Gewalttaten in Konfliktgebieten gegenüber 2023 noch einmal um ein Viertel zugenommen. Der am Donnerstag von ihrem Generalsekretär António Guterres vorgelegte UN-Bericht zu 2024 listet 41 370 schwere Gewaltfälle auf. Dies ist die höchste Zahl seit Einführung des Berichts vor fast 30 Jahren. Bereits der zurückliegende Report hatte einen deutlichen Anstieg der Gewalt registriert.

Aufgelistet werden schwerste Verstöße gegen die Rechte von Kindern und Jugendlichen (unter 18 Jahren) in rund 20 Konfliktgebieten. Die Fälle umfassen insbesondere Tötungen und Verstümmelungen, Entführungen und Zwangsrekrutierungen, Angriffe auf Schulen, sexuelle Gewalt und die Verweigerung humanitärer Hilfe. Im Anhang nennt eine »Liste der Schande« Verantwortliche für die Verbrechen.

Kinder seien mit mehr als 4500 Toten und 7000 Verletzten weiterhin besonders Opfer »unerbittlicher Feindseligkeiten und wahlloser Angriffe«, erklärte die Uno. Der neue Bericht müsse »ein Weckruf sein«, betonte ihre Sonderbeauftragte für Kinder und bewaffnete Konflikte, Virginia Gamba. »Wir sind an einem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt.«

Die meisten schwerwiegenden Vorfälle wurden nach UN-Angaben in den Palästinensergebieten dokumentiert. Für die meisten der 8500 Verstöße wird demnach die israelische Armee verantwortlich gemacht, darunter mehr als 4800 im Gazastreifen, wo sie nach dem Hamas-Angriff auf Israel vom 7. Oktober 2023 mit brachial militärisch vorgeht. 1259 palästinensische Kinder seien dort im vergangenen Jahr getötet worden. Mehr als 4400 weitere Todesfälle würden noch geprüft. Nach dem Report sind zudem bei den Operationen der israelischen Streitkräfte im Libanon im vergangenen Jahr mehr als 500 Kinder getötet oder verletzt worden. Bereits im Vorjahresbericht waren die israelischen Sicherheitskräfte beschuldigt worden, was Israels rechtsextreme Regierung mit scharfen Ausfällen gegen UN-Generalsekretär Guterres beantwortet hatte.

An zweiter Stelle wird in dem UN-Bericht die Demokratische Republik Kongo genannt, wo mehr als 4000 schwere Verstöße verzeichnet worden seien. In Somalia und Nigeria seien jeweils rund 2500 Fälle dokumentiert worden. Namentlich erwähnt wird in dem Bericht auch die Koalition haitianischer Banden Viv Ansanm, die für die Rekrutierung von Kindern, Morde und Gruppenvergewaltigungen verantwortlich gemacht wird. Das kolumbianische Drogenkartell Clan del Golfo wird ebenfalls beschuldigt, Kinder für seine kriminellen Geschäfte anzuwerben. Ebenfalls auf der »Liste der Schande« stehen Armee und Paramilitärs im Sudan sowie die russischen Invasionstruppen in der Ukraine.

Der Vereinten Nationen haben seit ihrer Gründung 1945 dem Schutz der Rechte und der Sicherheit von Kindern im Rahmen der Förderung der Menschenrechte einen hohen Stellenwert eingeräumt. 1989 verabschiedete ihre Generalversammlung die Konvention über die Rechte des Kindes (UN-KRK), die Menschen unter 18 Jahren vor Diskriminierungen und Grausamkeit besonderen Schutz garantiert. Dem Menschenrechtsvertrag sind alle Mitgliedstaaten mit Ausnahme der USA beigetreten. Mit Agenturen

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