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- Fußball-EM der Frauen
Mit Stina Blackstenius will Schweden über England zum Titel
Die schwedische Topstürmerin ist vor dem Viertelfinale in auch in Topform
Rund ums Stadion Letzigrund in Zürich strahlen auf Plakaten etliche Fußballerinnen. Besonders auffällig wirkt jenes großflächige Format, auf dem die Gesichter von Jule Brand und Lia Wälti im Gegenschnitt zu sehen sind. An diesem Donnerstag aber spielen die deutsche Flügelstürmerin und die Schweizer Kapitänin keine Rolle im zweiten Viertelfinale der Europameisterschaft zwischen Schweden und den Titelverteidigerinnen aus England. Dafür wäre vor allem das Konterfei der schwedischen Topstürmerin Stina Blackstenius geeignet.
Spielverderberin für DFB-Frauen
Die 29-Jährige hat sich vergangenen Sonnabend beim 4:1 im Gruppenspiel gegen Deutschland wie schon beim 2:1-Sieg im Viertelfinale der WM 2019 als treffsichere Spielverderberin für schwarz-rot-goldene Titelträume erwiesen. Angereist zur EM ist sie als Siegtorschützin des Finals in der Champions League: Am 24. Mai gewann Arsenal London durch Blackstenius’ Treffer das Endspiel in Lissabon gegen den FC Barcelona. Britische Medien feierten die Torjägerin hymnisch – nun allerdings wird die schwedische Nummer elf für die englische Mission zur größten Gefahr.
Die Stärken und Schwächen der Titelverteidigerinnen kennt die Schwedin nach nunmehr drei Jahren in der englischen Super League ganz genau. Bei ihrem Wechsel nach London trug Blackstenius noch den Makel mit sich herum, das Halbfinale der EM 2022 gegen die Engländerinnen krachend mit 0:4 verloren zu haben. Nun saugt sie die Ovationen der schwedischen Anhängerschaft aus der Kurve des Leichtathletikstadions wie beim Spiel gegen die DFB-Frauen wie süßen Honig auf. »Ich genieße es, bei Turnieren zu sein. Da ist dieses Extra – und wenn ich in die Augen unserer Fans sehe, habe ich das Gefühl, dass wir gemeinsam Großes erreichen können.«
Rachegelüste gegen England
Vor dem Viertelfinale sagt Johanny Rytting Kaneryd mit Blick auf das verlorene Halbfinale vor drei Jahren offen: »Man verspürt Rachegelüste, das ist ja ganz normal.« Solche Kampfansagen wie ihre Sturmkollegin würde Blackstenius nicht formulieren – dafür gilt sie als viel zu harmoniebedürftig. Und die Verbindungen untereinander sind stark ausgeprägt: Blackstenius gehört zu acht schwedischen Nationalspielerinnen, die gutes Geld in England verdienen – und auch die regelmäßigen Auftritte in großen Stadien schätzen. Die Fußballerinnen von Arsenal sind mittlerweile so beliebt, dass kommende Saison alle Heimspiele im großen Stadion ausgetragen werden sollen.
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In Zürich wird nun ein Duell auf Augenhöhe erwartet. Die letzten Partien in der Nations League endeten jeweils remis: Dem 1:1 in Wembley folgte ein 0:0 in Göteborg. Blackstenius scheint nun also genau zur rechten Zeit in Angriffslaune: Überragend sind nicht nur ihre 17 Abschlüsse in der Gruppenphase dieser EM, sondern auch ihre Passqualität von 75 Prozent. Und sie sehnt sich im Nationalteam, für das sie in 120 Spielen bislang 41 Tore geschossen hat, wie viele ihrer Mitspielerinnen nach einem großen Triumph. Denn es ist ja nicht mehr viel Zeit: Mit einem Durchschnittsalter von 29,1 Jahren stellen die Schwedinnen das älteste Team im Turnier.
Ende einer titellosen Ära
Nach der EM hört Trainer Peter Gerhardsson auf. Er hat in acht Jahren ein besonderes Wohlfühlklima geschaffen, um das Kollektiv zu stärken. Der 65-Jährige holte zwei dritte Plätze bei den Weltmeisterschaften 2019 und 2023 und verlor das olympische Finale 2021 in Tokio. Schweden – die stolze Fußballnation, wenn es um die Frauen geht – würde gern mit Dänemark die EM 2029 ausrichten. Aber obwohl nur 2009 und 2017 das Halbfinale einer EM verpasst wurde, hat Schweden diesen Wettbewerb erst einmal gewinnen können. Das war bei der Premiere 1984, als die Endrunde mit vier Teams gleich mit den Halbfinalspielen begann. Der Titel wurde nach Hin- und Rückspiel dann mit 15 Tagen Abstand letztlich durch einen 4:3-Sieg im Elfmeterschießen in Luton gegen England gewonnen.
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