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In Weiß durch Frankreich: Florian Lipowitz bei der Tour de France
Tom auf Tour: Was der deutsche Radprofi, sein Team und viele französische Helfer für das weiße Trikot tun
Ein weißes Trikot verschafft Aufmerksamkeit bei der Tour de France. Das weiß gerade niemand besser als Florian Lipowitz. Der 24-jährige Schwabe bekam das Trikot für den besten jungen Fahrer dieser Tour am Samstagabend übergestreift. Der letzte deutsche Radprofi, dem dies widerfuhr, war 2013 Marcel Kittel. Der letzte Deutsche, der die Nachwuchswertung gewinnen konnte, war 1998 Jan Ullrich. Dem Rostocker gelang das dreimal, vor ihm konnte nur Didi Thurau den Gesamtsieg in dieser Wertung feiern. Es ist also eine Rarität für den deutschen Sport.
Damit während der Tour in Frankreich Menschen auf die Trikotträger aufmerksam werden, haben sich die Organisatoren etwas Besonderes ausgedacht. Seit ein paar Jahren werden etwa fünf Meter hohe Banner an den Bussen der jeweiligen Teams aufgestellt. Gelb für den Gesamtführenden, grün für den Punktbesten, gepunktet für den Bergkönig und weiß für den besten Jungen. Dazu noch ein Extrabanner für den Etappensieger des Vortags.
Tom Mustroph, Radsportautor und Dopingexperte, begleitet diesen Sport weltweit seit mehr als 20 Jahren für »nd«.
Remi, Sportmarketingstudent aus Lille, ist bei dieser Tour für das Aufstellen des Banners für den Träger des Weißen Trikots zuständig. »Es ist ein toller Ferienjob. Ich mache das die ganze Tour über«, erzählt er »nd«. Einen Liebling unter den besten Jungprofis hat er nicht. Stoisch wartet er jeden Morgen, bis die Teambusse kommen und platziert dann dort das Banner. Jetzt eben bei den Teamfahrzeugen von Red Bull. »Das ist aber nicht das Einzige, was wir machen. Wir sind auch für die Aufstellung der Ein- und Ausgangstore im Bereich der Teambusse zuständig. Und wir montieren jeden Tag das Podium, auf dem sich die Teams vor dem Start vorstellen«, erklärt er. Fünf Mann stark ist seine Brigade. »Insgesamt sind wir etwa 4500 Beschäftigte während der Tour de France«, erzählt Remi. Bei anderen Rennen, die vom Tour-Ausrichter Aso organisiert werden, ist er auch dabei: »Später komme ich noch nach Deutschland, zur Deutschland Tour.«
Für deutsche Fans wäre es natürlich großartig, wenn er Lipowitz gleich mitbrächte. Das Rennprogramm für Deutschlands neuen Radstar nach der Tour steht aber noch nicht fest. Erst mal lautet die Aufgabe: Podiumsplatz und Weißes Trikot nach Hause bringen. Das ist schon schwer genug. Stürze und Erkrankungen wollen vermieden sein.
Sportlich ist die Konkurrenz groß. »Bisher hatten wir Glück, dass die Teams von Emirates und Visma das Rennen machen und Ausreißergruppen zurückholen. Wir hätten beispielsweise gar nicht die Manpower gehabt, Johannessen zurückzuholen«, blickt Rolf Aldag, Head of Performance beim Red-Bull-Team auf die 14. Etappe vom Sonnabend zurück. Da war der junge Norweger, der zu diesem Zeitpunkt nur drei Minuten Rückstand auf Lipowitz hatte, in der Fluchtgruppe des Tages. Hätten ihn die Helfer von Tadej Pogačar nicht zurückgeholt, dann wäre der junge Deutsche an jenem Tag vielleicht nicht auf Platz drei in der Gesamtwertung vorgestürmt. Andere Konkurrenten für das Weiße Trikot sind der Schotte Oscar Onley und der Franzose Kevin Vauquelin. Nicht ausgeschlossen, dass Remi das Banner für den besten Jungprofi auch noch zu anderen Bussen bringen muss.
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