Das deutsche Team schwimmt sich bei der WM in der Weltspitze fest

Die Schwimmerinnen und Schwimmer des DSV bestätigen in Singapur ihren olympischen Aufwärtstrend

  • Andreas Morbach
  • Lesedauer: 4 Min.
Für Florian Wellbrock blieb es in Singapur bei vier WM-Titeln – allesamt im Freiwasser.
Für Florian Wellbrock blieb es in Singapur bei vier WM-Titeln – allesamt im Freiwasser.

Sven Schwarz spazierte am Sonntag mit gelöstem Blick durch den Singapore Sports Hub, winkte glücklich Richtung Tribüne und genoss die Minuten nach dem Finale über 1500 Meter Freistil. Zweiter war der Langstreckenspezialist aus Niedersachsen geworden, wie schon über 800 Meter, und erneut hinter dem Tunesier Ahmed Jaouadi. Florian Wellbrock, Vierfachweltmeister beim Schwimmen im Freiwasser und mit der schnellsten Vorlaufzeit ins Rennen gegangen, wurde Fünfter. »Wäre das heute wieder mit einer Medaille ausgegangen, wäre das alles, glaube ich, ein bisschen zu schön geworden«, kommentierte der gebürtige Bremer und kündigte an: »So machen wir nächstes Jahr weiter.«

Verschiedene Philosophien

Diesem Plan dürfte sich Schwarz nach seinen ersten beiden Edelmetallplaketten bei einem großen Event anschließen. Der 23-Jährige arbeitet in Hannover schon lange mit Emil Guliyev zusammen. Mit Blick auf den eigenen Coach und die geballte Mittel- und Langstreckenqualität, die Bundestrainer Bernd Berkhahn am Bundesstützpunkt Magdeburg um sich geschart hat, meint Schwarz: »Er hat eine andere Philosophie als Bernd. Es zeigt, es gibt nicht nur einen Weg.«

Mit insgesamt fünf Medaillen – zweimal Gold, zweimal Silber, einmal Bronze – lieferte das deutsche Team im Becken das beste Ergebnis seit den Titelkämpfen 2009 in Rom ab. Kaum zu schlagen war das DSV-Team in der ersten WM-Woche im Freiwasser – mit Wellbrock als der herausragenden Kraft. Aber auch im Pool bestätigte das schwimmende Personal in Schwarz-Rot-Gold den leichten Aufwärtstrend von den Olympischen Spielen in Paris. Gleichzeitig aber bleibt klar: Ohne die breite Phalanx an erstklassigen Dauerkraulern aus Magdeburg fiele die deutsche Bilanz deutlich düsterer aus.

Zuverlässig gut

Aus der sachsen-anhaltinischen Trainingsgruppe des Bundestrainers war auch Lukas Märtens mit Gold über 400 Meter Freistil und Bronze über die doppelte Distanz einmal mehr die Zuverlässigkeit in Person. Konkurrenz erwächst ihm längst auch im eigenen Team. Nicht zuletzt durch Schwarz, der am Sonntag nach seinem zweiten Silberlauf meinte: »Ich kann es noch gar nicht fassen. Ich bin mehr als zufrieden mit meinem Rennen – und natürlich auch mit der Platzierung.«

Mindestens ebenso zufrieden ist die in den USA lebende Brustschwimmerin Anna Elendt. Auf der Malaiischen Halbinsel toppte die Hessin WM-Silber über 100 Meter von 2022 mit ihrem überraschenden Goldlauf auf derselben Strecke. »Ich fühle mich deutlich gelassener und glücklicher als in den letzten Jahren«, erklärte die 23-Jährige.

Die Beste und der Superstar

Noch mehr mit sich im Reinen als ohnehin schon ist nach diesen Weltmeisterschaften Katie Ledecky. Die erfolgreichste Schwimmerin aller Zeiten holte in Singapur ihren WM-Medaillen Nummer 27 bis 29 – und von den beiden goldenen glänzte die vom Sonnabend über 800 Meter Freistil besonders intensiv. In einem epischen Rennen, in dem phasenweise drei Athletinnen unter Ledeckys noch recht frischem Weltrekord vom Mai lagen, hielt die US-Ikone ihre extrem ehrgeizige Herausfordererin Summer McIntosh aus Kanada – mit vier Mal Gold erfolgreichste Starterin in Singapur – und die australische Überraschungszweite Lani Pallister auf Distanz. Wie immer, wenn es im Pool zuvor besonders knapp zuging, drosch Ledecky nach ihren Triumph erst mal mit der Faust aufs Wasser. Später erzählte sie: »Ich spüre keinen zu großen Druck mehr an diesem Punkt meiner Karriere. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich noch allzu viel zu verlieren habe.«

Vergleichsweise ruhig ging auch Léon Marchand das Treffen der Weltelite im nacholympischen Sommer an. Der Superstar von den Spielen in Paris strich in Südostasien kurzfristig zwei Strecken, brach dann mit so konzentrierten Kräften erst im Halbfinale den 14 Jahre alten Weltrekord über 200 Meter Lagen und siegte im Finale dann ebenso überlegen wie am Sonntag über die doppelte Distanz. Die dritte von drei globalen Bestmarken in Singapur stellte die weibliche Lagenstaffel der USA im abschließenden Wettbewerb über 4x100 Meter auf, das DSV-Quartett schwamm auf Rang sechs.

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