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Berlin-Buch: Tarifeinigung bei Helios: »Lohnmauer durchbrochen«
Am Helios-Klinikum in Buch verdienen die Therapeuten bald so viel wie an anderen Häusern
Am Helios-Klinikum in Berlin-Buch haben sich die Unternehmensführung und die Gewerkschaft Verdi auf eine Tarifvereinbarung verständigt. Laut der Gewerkschaft wird das Gehalt der etwa 50 Therapeut*innen schrittweise ansteigen. Im Jahr 2027 würden die Beschäftigten dann genauso bezahlt wie ihre Kolleg*innen am Helios-Klinikum Emil von Behring in Zehlendorf.
»Wir sind froh, dass wir den Tarifkonflikt jetzt mit diesem super Ergebnis beenden und unsere Arbeit für die Patientinnen und Patienten sowie mit unseren Kolleginnen und Kollegen wieder aufnehmen können«, erklärt die Physiotherapeutin und Betriebsrätin Jennifer Preuss, die in der Tarifkommission den Haustarifvertrag für Verdi mit verhandelt hat.
Bereits rückwirkend zum 1. Juli soll es für die therapeutischen Beschäftigten 15 Prozent mehr Geld geben, im September folgt eine Einmalzahlung in Höhe von 1000 Euro für Vollzeitkräfte. Mit Beginn des Jahres 2026 steigt das Entgelt auf 95 Prozent, ab 2027 dann auf 100 Prozent im Vergleich zum Helios-Konzerntarifvertrag.
Laut Verdi ist damit die Lohnmauer durchbrochen – zumindest vorerst. »Es ist gut, dass dieser Anachronismus nun abgebaut wird, und wir sind froh, dass die Arbeitgeberin am Schluss bereit war, diesen Schritt zu gehen«, sagt Verdi-Verhandlungsführerin Gisela Neunhöffer. Leider sei die Geschäftsführung aber nicht bereit gewesen, die Therapeut*innen aus Buch »in den Konzerntarifvertrag zu integrieren und dieses Ergebnis damit zu verstetigen«.
Der Tarifabschluss gilt für die Tochtergesellschaft Helios Therapie Ost GmbH (HTO), sofern die Verdi-Mitglieder und die Spitzen der HTO zustimmen. Seit 2012 sind die Physio- und Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen und Kunsttherapeut*innen ausgegliedert. Das Ergebnis beinhaltet auch die Einführung von Zuschlägen für Mehr- und Wochenendarbeit, eine Absenkung der Regelarbeitszeit von 40 auf 38,5 Stunden und eine Erhöhung der Jahressonderzahlung.
Insgesamt hatten die therapeutischen Beschäftigten laut Verdi an 76 Tagen gestreikt, davon 43 am Stück. Die therapeutische Versorgung habe durch die Arbeitsniederlegungen nur eingeschränkt erfolgen können.
Gegenüber »nd« hebt Verdi-Sprecher Kalle Kunkel die Herausforderung hervor, vor der Arbeitskämpfe in Großbetrieben stünden, die in Tochtergesellschaften aufgesplittet sind: »Uns als Gewerkschaft wird das Tarifgeschäft dadurch ungemein erschwert, wenn wir an einem Haus nicht nur eine Tarifkampagne für alle Beschäftigten fahren, sondern für jede Tochtergesellschaft separat organisieren, mobilisieren und verhandeln müssen«, sagt Kunkel. Je mehr ein Unternehmen aufgegliedert ist, desto schwieriger werde es Einfluss auf den Betriebsablauf zu nehmen.
Im Juni hatte Verdi-Sekretärin Neunhöffer dieser Zeitung erklärt, dass eigentlich eine Wiedereingliederung der Therapeut*innen in den Mutterkonzern geboten sei – eine Forderung, die sich aber nicht in einem Tarifvertrag regeln lässt. Den Multiversorger-Standort Buch bezeichnete Neunhöffer damals als »eine der Cashcows eines Konzerns, der nach wie vor Hunderte Millionen an Gewinnen macht«.
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