Die schönsten Radwege rund um Berlin

23 Tagestouren in der Hauptstadt, im Umland und weiter weg

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 4 Min.
Unterwegs auf dem Oder-Neiße-Radweg
Unterwegs auf dem Oder-Neiße-Radweg

In Kienitz erinnere ein sowjetischer T34-Panzer daran, »dass der Ort der erste westlich der Oder war, der 1945 von der Roten Armee auf ihrem Weg nach Berlin eingenommen wurde«, schreibt die Reisejournalistin Ulrike Wiebrecht. »Ansonsten lockt hier das Gasthaus Zum Hafen mit seiner Terrasse und schönem Blick auf das Wasser. Es hat auch eine Pension mit renovierten Zimmern und einen Campingplatz.« Inzwischen scheine man erkannt zu haben, dass der Oder-Neiße-Radweg die Zukunft von Kienitz sei, so Wiebrecht.

Sie schreibt das in ihrem Buch »Die besten Radtouren rund um Berlin«. Die erwähnten Übernachtungsmöglichkeiten sind dabei nur eine Randnotiz. Die benötigen nur diejenigen, die Mehrtagestouren auf den zahlreichen Radfernwegen Brandenburgs unternehmen – dem Oder-Neiße-Radweg, dem Spree- und dem Elberadweg oder auf den Radwegen Berlin-Kopenhagen und Berlin-Usedom. Wiebrechts Buch aber wendet sich an Berliner, die Tagesausflüge machen und dazu besonders schöne Streckenabschnitte dieser Fernwege auswählen. Darum gibt die Autorin immer an, wie ihre Leser mit dem Zug hin und zurück kommen. Ratsam ist es, abends nicht die letzte mögliche Bahnverbindung zu wählen. Denn das Fahrradabteil könnte bereits so voll sein, dass kein Drahtesel mehr hineinpasst.

Vom Oder-Neiße-Radweg stellt Wiebrecht den wirklich schönen Abschnitt von Küstrin-Kietz nach Neuglietzen vor. Statt von dort weiter Richtung Schwedt zu fahren, soll man in Neuglietzen nach Bad Freienwalde abbiegen und dort den Zug nach Berlin nehmen. 62 Kilometer sind insgesamt zu bewältigen. Fünf Stunden Fahrzeit werden veranschlagt, wobei für eine Besichtigung von Zollbrücke mit seinem Theater am Rand extra Zeit eingeplant werden müsste. »Als recht lange, aber bequeme, landschaftlich reizvolle Tour« klassifiziert Wiebrecht die Strecke, die für Kinder allerdings zu lang wäre, wie sie warnt.

Mit 37 Kilometern auf dem Spreeradweg von Erkner nach Fürstenwalde empfiehlt Wiebrecht einen ebenfalls sehr schönen Abschnitt eines Radfernwegs – und diese Etappe ist von Berlin aus mit S-Bahn und Regionalexpress gut zu erreichen. Unterwegs kann man eine Pause in Holly’s Galeriecafé einlegen, wo Gäste in familiärer Atmosphäre den von der sehbehinderten Inhaberin gebackene Blechkuchen in ihrem Hausgarten genießen können. Der Kuchen schmeckt ausgezeichnet. Aber dann bitte nicht mit vollem Magen ins Wasser springen. In Hangelsberg gibt es an der Spree eine schöne Badestelle mit Spielplatz.

7000 Kilometer Radwege gibt es in Brandenburg, darunter Abschnitte von zwölf Radfernwegen mit zusammen mehr als 5000 Kilometern. Ulrike Wiebrecht präsentiert die aus ihrer Sicht schönsten 23 Tages- und Halbtagestouren von zusammen 658 Kilometern. Die längste ist die mit 62 Kilometern schon genannte Tour von Küstrin-Kietz nach Bad Freienwalde. Nur jeweils 14 Kilometer haben die Ausflüge vom Berliner S-Bahnhof Wannsee zur Halbinsel Sacrow und zum Potsdamer Griebnitzsee. Es gibt also auch Touren, die in Berlin starten – oder auch enden wie die von Hennigsdorf nach Tegel. Sogar solche, die innerhalb der Grenzen der Hauptstadt verbleiben, wenn es etwa vom S-Bahnhof Grünau am Langen See und am Müggelsee entlang zum S-Bahnhof Friedrichshagen geht. Der Buchtitel »Die schönsten Radtouren rund um Berlin« wird in diesem Fall etwas frei ausgelegt. Einsortiert ist das bei den zwölf »Touren im Berliner Umland«, denen ab Seite 100 noch elf »Touren in Brandenburg« folgen, womit dann gemeint ist, dass diese Strecken weiter weg von der Hauptstadt liegen. Da geht es dann beispielsweise von Fürstenberg nach Templin, von Jüterbog nach Luckenwalde und von Rathenow nach Paulinenaue.

Alle Touren sind mit Beschreibungen und Karten versehen. Gut die Hälfte der vorgestellten Touren bin ich ganz oder teilweise selbst schon gefahren und kann daher sagen: Es sind wirklich sehr schöne Strecken, vielleicht tatsächlich die besten rund um Berlin. Auch mich verblüfft immer wieder, was Ulrike Wiebrecht schildert: »Kaum hat man die Hauptstadt verlassen, empfangen einen einsame Wälder, endloses Weide- oder Ackerland und Wasserlandschaften wie der Naturpark Uckermärkische Seen.«

Ulrike Wieprecht: Die besten Radtouren rund um Berlin. Via Reise Verlag Klaus Scheddel, 192 Seiten (brosch.), 17,95 €.

»Kaum hat man die Hauptstadt verlassen, empfangen einen einsame Wälder, endloses Weide- oder Ackerland und Wasserlandschaften wie der Naturpark Uckermärkische Seen.«

Ulrike Wiebrecht Reisejournalistin

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