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Radsport: Die Vuelta a España startet mit Problemen in Italien

Der Start in die Spanien_Rundfahrt lief nicht nur für Favorit Jonas Vingegaard unrund

  • Tom Mustroph, Ceres
  • Lesedauer: 4 Min.
Erst Sturz, dann Sieg: Jonas Vingegaard (r.) feiert seinen ersten Etappenerfolg nach mehr als einem Jahr.
Erst Sturz, dann Sieg: Jonas Vingegaard (r.) feiert seinen ersten Etappenerfolg nach mehr als einem Jahr.

Der Start in die Vuelta verlief für den großen Favoriten Jonas Vingegaard nicht immer planmäßig. Erst stürzte er am Sonntag auf dem zweiten Teilstück der Spanien-Rundfahrt in Italien, dennoch bezwang er dann im Bergsprint den Lokalmatador Giulio Ciccone und eroberte das Rote Trikot. Da war er noch hocherfreut: »Es ist schon länger her seit meinem letzten Sieg. Deshalb bin ich sehr glücklich darüber, wie ich mich gefühlt habe, wie das Team gearbeitet hat und dass ich jetzt das Rote Trikot habe«, meinte der Däne.

Polizei ermittelt

Am Morgen danach brach Bestürzung aus bei seinem Visma-Rennstall. Der Materialwagen war aufgebrochen, 18 Räder im Wert von rund 250 000 Euro waren verschwunden. »Unsere Mechaniker arbeiten mit Hochdruck daran, dass das Team gut vorbereitet in die 3. Etappe gehen kann. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen«, teilte das Team mit.

Traurig für den Rundfahrtstart in Italien ist, dass es sich bereits um den dritten Vorfall dieser Art handelt. Einem Manager des Ausrüsters Shimano wurde vor einem Teamhotel am Startort Turin das Auto aufgebrochen und neben Geldbörse und Papieren auch sein Pinarello-Rad gestohlen. Noch übler war, was Vingegaards Teamkollegem Alex Zingle widerfuhr. Der Franzose war während der 2. Etappe gestürzt, hatte sich dabei die Schulter ausgekugelt und selbst wieder eingerenkt, wie es so Brauch ist bei den harten Männen auf den leichten Karbonrahmen. Doch während sich Zingle nach Etappenende in der Ambulanz untersuchen ließ, wurde sein Rad entwendet. Nun, er brauchte es auch nicht mehr, weil seine Teamärzte nach abgeschlossener Untersuchung entschieden hatten, ihn aus dem Rennen zu nehmen.

Neue Explosivität

Bis Dienstag ist Italien noch Gastgeber der Spanien-Rundfahrt. Die 4. Etappe führt auf hügeligem Parcours dann über die Grenze nach Frankreich. Auf die nächste Bergankunft muss Vingegaard allerdings bis Donnerstag warten, wenn es nach Pal in Andorra geht. Der Däne könnte an diesem etwa zehn Kilometer langen Anstieg erneut glänzen. Schon bei der Tour de France verblüffte er mit neu antrainierter Explosivität auf kürzeren Rampen. »Ich hatte erst nicht gedacht, dass ich an Ciccone noch vorbeikomme. Aber dann war der Anstieg doch etwas länger als ich dachte, und ich habe es probiert«, sagte er nach seinem ersten Einzelsieg seit mehr als sechs Monaten. Bei der Algarve-Rundfahrt in Portugal hatte er das Zeitfahren gewonnen, sein letzter Sieg bei einer Etappe mit Massenstart liegt sogar länger als ein Jahr zurück.

In Abwesenheit seines Dauerrivalen Tadej Pogačar findet der dreifache Tour-Zweite bei der Vuelta wieder in die Siegesspur zurück. Das dürfte ihm auch mentalen Auftrieb verschaffen. Bei der 80. Austragung der Spanien-Rundfahrt war er von vornherein der große Favorit. »Ich komme her, um zu gewinnen«, hatte er vor dem Start erklärt. Ihm entgegen stellt sich vor allem die Helfergilde vom Pogačar-Rennstall Emirates mit der Doppelspitze aus dem Spanier Juan Ayuso und dem Portugiesen Joao Almeida. Das Red-Bull-Team peilt mit dem früheren Giro-Sieger Jai Hindley zumindest einen Podiumsplatz in Madrid an. Die Reihe der Rundfahrtspezialisten wird vom Österreicher Felix Gall, dem Australier Ben O’Connor und Mikel Landa aus Spanien ergänzt.

Viele Rückschläge

Vingegaard machte mit seinem Sieg auf dem zweiten Tagesabschnitt aber schon sehr deutlich, dass er das Rennen gerne dominieren und den Sieg nach Hause bringen möchte. Die Crux für ihn besteht darin, dass alles andere als ein Gesamtsieg eine weitere Enttäuschung in dieser bislang an Rückschlägen reichen Saison wäre.

Vom Sturz zumindest hat er keine größeren Verletzungen zurückbehalten. »Ich kam ziemlich hart auf, erlitt aber nur ein paar Abschürfungen«, sagte er und machte auch das Aquaplaning im Dauerregen für den glimpflichen Ausgang verantwortlich. »Weil die Straße so nass war, bin ich eher gerutscht«, erklärte er. Jetzt kann man nur hoffen, dass auch die Ersatzräder gut passen und Vingegaard sich auf die sportlichen Belange konzentrieren kann.

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