Vermächtnisse aus dem Bergbau

Sarah Yolanda Koss über die neue betriebliche Rentenversicherung

Der Ursprung der Betriebsrente soll in den niedersächsischen Bergstollen liegen.
Der Ursprung der Betriebsrente soll in den niedersächsischen Bergstollen liegen.

Was verbinden Sie mit dem niedersächsischen Bergbau im 13. Jahrhundert? Silbererz, die Pest, Mönche, einen Kanarienvogel? Nö, die Kanarischen Inseln wurden schließlich erst viel später kolonialisiert. Was es dort, also in Niedersachsen, damals allerdings bereits gegeben haben soll, sind die ersten Ansätze einer Betriebsrente – lange bevor die gesetzliche Rente im Gespräch war. Offiziell geregelt wurden die finanziellen Leistungen, die der Arbeitgeber über das Gehalt hinaus zur Altersversorgung dazugibt, erst 1974. Schon damals sollte die Betriebsrente die gesetzliche Rente entlasten.

Am Mittwoch beschloss die Bundesregierung nun die »Stärkung« der betrieblichen Altersversorgung (bAV). Das neue Gesetz soll Personen in Berufen ohne Tarifbindung sowie jene mit geringem und mittleren Verdienst zusätzlich absichern. Auch das sogenannte Sozialpartnermodell soll ausgeweitet werden. Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften können so über Tarifverträge branchenspezifische bAVs vereinbaren. Eigentlich löblich.

Leider bringt die Betriebsrente Arbeiter*innen aber immer weniger. Früher kamen Unternehmen komplett für sie auf, heute müssen Beschäftigte einen immer größeren Anteil selbst einzahlen. Zudem machte der Einfluss von Versicherungen und Banken daraus ein immer teureres Finanzprodukt. Deren Macht wird das neue Gesetz wohl ankurbeln, denn künftig sollen vermehrte Risikoanlagen die Renditen der bAV erhöhen. Was Arbeiter*innen eigentlich bräuchten, wäre die Stärkung der gesetzlichen Rente. In dem Sinne, Glückauf!

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