Berlin: Wohnkomfort ist Eigentumsfrage

Wohnungen in Berlin werden größer, gleichzeitig haben Berliner immer weniger Wohnraum zur Verfügung

Blick auf drei Häuserblocks in Berlin.
Blick auf drei Häuserblocks in Berlin.

Wer das nötige Kleingeld hat, kann auch in Berlin schöne große Wohnungen finden. Etwa ein Penthouse in Wilmersorf, angeboten auf dem Immobilienportal Immoscout24.de. Auf zwei Etagen kann man es sich in sechs Zimmern mit insgesamt 446,2 Qaudratmetern Wohnfläche gemütlich machen. 9 950 000 Euro kostet das knackige Angebot leider.

Der Traum vom Penthouse ist für die meisten Berliner*innen offensichtlich nicht zu realisieren. Sie müssen sich mit wesentlich weniger Wohnraum begnügen. Durchschnittliche Berliner*innen hatten 2024 38,3 Quadratmeter Wohnraum zur Verfügung. Das geht aus der Antwort der Senatsverwaltung für Wohnen auf eine Anfrage von Niklas Schenker, dem wohnungspolitischen Sprecher der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, hervor.

Immer weniger Wohnraum

Und diese Kennzahl sinkt. 2015 bewohnte ein*e durchschnittliche*r Berliner*in noch genau 40 Quadratmeter. Was auffällt ist der krasse Unterschied zwischen den Bezirken. Spitzenreiter, was die Wohnfläche betrifft, ist das gutbürgerliche Steglitz-Zehlendorf. Dort wohnt man im Schnitt auf 44,6 Quadratmetern.

Der südwestliche Bezirk ist auch der einzige, in dem die durchschnittliche Wohnfläche pro Einwohner seit 2010 gestiegen ist. Dicht darauf folgt Charlottenburg-Wilmersdorf mit 44,2 Quadratmetern. Fast schon durchschnittlich viel Platz (39 Quadratmeter) hat man im drittplatzierten Bezirk Pankow.

Abgeschlagen auf dem letzten Platz liegt Lichtenberg. Mit 34,6 Quadratmetern haben Anwohner*innen dort genau zehn Quadratmeter weniger Wohnfläche zur Verfügung als in Steglitz-Zehlendorf. Auch in Marzahn-Hellersdorf (35,9) und Neukölln (35,7) wohnt man auf wenig Fläche.

Wohnungsgröße steigt

Widersprüchlich dabei ist, dass die durchschnittliche Wohnungsgröße steigt. Berliner Wohneinheiten waren 2010 durchschnittlich noch 72,2 Quadratmeter groß, zwölf Jahre später 74,8. Die Senatsverwaltung weist allerdings darauf hin, dass diese Zahlen, die sich auf den Mikrozensus beziehen, aufgrund von Methodenwechseln möglicherweise nicht ganz aussagekräftig sind.

Frappierend ist dennoch der Unterschied zwischen Miet- und Eigentumswohnungen. Mietwohnungen waren 2022 im Schnitt 68,2 Quadratmeter groß, Eigentumswohnungen 109,7. Das dürfte auch erklären, warum man in Steglitz-Zehlendorf so komfortabel wohnen kann. Dort gibt es nach Senatsangaben mehr als 30 000 Eigentumswohnungen, die 100 Quadratmeter groß oder größer sind. In Lichtenberg sind es nur rund 8800.

Und auch wer besonders viel Wohnfläche will, wird vor allem in Steglitz-Zehlendorf fündig. Dort befinden sich ganze 188 Eigentumswohnungen oder Einfamilienhäuser, die 500 Quadratmeter groß oder noch größer sind. Das dürften dann aber statt Penthouses eher Villen sein. In ganz Berlin gibt es nur 350 solcher Riesenwohnflächen – und das bei insgesamt rund zwei Millionen Wohnungen in der Stadt.

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