Andrew Holness: Jamaikas Politik-Rekordler

Andrew Holness wird zum vierten Mal Premierminister

Andrew Holness amtiert seit 2016 als Premierminister in Jamaika und tritt bald seine dritte Amtszeit in Folge an.
Andrew Holness amtiert seit 2016 als Premierminister in Jamaika und tritt bald seine dritte Amtszeit in Folge an.

Er schreibt weiter Geschichte: 2011 wurde Andrew Holness mit gerade mal 39 Jahren zum bis dato jüngsten Premierminister in der jamaikanischen Geschichte gewählt, jetzt schaffte er nach 2016 und 2020 als erster Spitzenkandidat nach Percival James Patterson (1992, 1997, 2002) den dritten Sieg in Folge. Seine konservativ-liberale Jamaica Labour Party (JLP) kam bei den Parlamentswahlen am 3. September auf 34 der 63 Sitze, der sozialdemokratische Dauerrivale People’s National Party (PNP) auf 29 Sitze. Weitere Parteien sind im Parlament in Kingston nicht vertreten, wo die Sitze nach dem Westminster-Modell der einstigen britischen Kolonialmacht vergeben werden: Der Sieger im Wahlkreis erhält den Sitz, der Rest geht leer aus. Holness, der vor seiner Premierzeit auch als Bildungsminister in der JLP-Regierung von Bruce Golding (2007-2010) tätig war, gewann seinen Sitz in seinem Wahlkreis St. Andrew West Central in der Hauptstadt Kingston erneut: 7054 Stimmen verschafften ihm einen klaren Vorsprung gegenüber Paul Buchanan von der PNP mit seinen 4953 Stimmen.

Holness verzichtet darauf, in der traditionellen JLP-Hochburg Tivoli Gardens in Kingston anzutreten, wie vor ihm Bruce Golding oder der legendäre Edward Seaga, im Volksmund CIAga, der als US-Günstling in den 1980er Jahren als Spitzenkandidat der JLP zwei Wahlen hintereinander gewinnen konnte.

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So klar wie 2020 war es dieses Mal nicht für den zweifachen Familienvater Holness und seine JLP: Damals konnten in einem »Tsunami-Sieg« 49 der 63 Sitze gewonnen werden. Er versprach in seiner Siegesrede, sich weiterhin für das Land einzusetzen. Er sagte: »In unserer zweiten Amtszeit haben wir eine Dynamik geschaffen. Wir sind auf dem richtigen Weg, gehen in die richtige Richtung und haben die richtige Kursrichtung eingeschlagen. Das sollte nicht unterbrochen werden, und die jamaikanische Bevölkerung teilt diese Ansicht. Deshalb werden wir diese Dynamik weiterhin nutzen, um die Entwicklung unseres Landes voranzutreiben.«

Wie sehr die jamaikanische Bevölkerung die Auffassung von Holness teilt, ist durchaus fraglich: Die Wahlbeteiligung lag bei 39,5 Prozent und damit nur 1,6 Prozentpunkte höher als beim historischen Tiefpunkt unter Corona-Bedingungen 2020. Viele Jamaikaner*innen sparen sich den Gang zur Wahlkabine, weil die beiden Parteien – jamaikanisch ausgedrückt – inzwischen tweedledee und tweedledum sind, weder leicht zu unterscheiden, noch ist es der Mühe wert, das zu versuchen.

Was den Unterschied bei den Wähler*innen pro Holness laut den meisten Analyst*innen gemacht haben dürfte, ist die beachtliche Bilanz bei manchen makroökonomischen Daten und dem Rückgang der Kriminalität. Die wegen Gangkriminalität traditonell hohe Mordrate sank um 43 Prozent seit Jahresbeginn. Inflation mit fünf Prozent, offizielle Arbeitslosigkeit mit 3,6 Prozent sind für jamaikanische Verhältnisse niedrig, die Staatsverschuldung von einst 140 Prozent der Wirtschaftsleistung hat Holness fast zu halbieren vermocht. Darauf will er aufbauen.

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