BVG: Neue U-Bahn-Züge fahren endlich

Berliner Senat und BVG versprechen weniger Ausfälle auf U1 bis U4

Kai Wegner (mitte, CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, fährt zusammen mit Franziska Giffey (links, SPD), Berliner Senatorin Betriebe einen Zug des neuen Typs JK .
Kai Wegner (mitte, CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, fährt zusammen mit Franziska Giffey (links, SPD), Berliner Senatorin Betriebe einen Zug des neuen Typs JK .

Ein großer Teil des Berliner Senats steht am Montagmorgen am U-Bahnhof Deutsche Oper, um einen besonderen Neuwagen zu begrüßen. Es ist der erste neue U-Bahn-Zug vom Typ JK, der nun tatsächlich in den Fahrgastbetrieb auf der U2 geht.

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner, Verkehrssenatorin Ute Bonde (beide CDU) und Betriebe-Senatorin Franziska Giffey (SPD) sind die Festredner auf dem Bahnsteig. Außerdem verlieren noch BVG-Chef Henrik Falk und der Deutschlandchef des Fahrzeugherstellers Stadler Rail, Jure Mikolčić, einige Worte.

»Der heutige Tag ist wirklich ein wesentlicher Punkt, damit wir sagen können, man kann sehen, dass es besser wird«, sagt Franziska Giffey. Kai Wegner wird in der Feierlaune sogar als »oberster Neuwagenhändler« Berlins bezeichnet. »Neuwagen« ist auch das Motto, das die BVG-Marketingabteilung dem feierlichen Anlass gegeben hat.

Nach Reden und Fotos darf sogar Wegner den Zug ein paar Stationen lang gen Osten steuern. Dafür habe er tagelang geübt, berichtet er, bevor er im Führerstand verschwindet.

Die Premierenfahrt des Acht-Wagen-Zuges ist der Beginn der lange ersehnten Flottenerneuerung der U-Bahn. Woche für Woche soll nun ein weiterer Zug in Betrieb gehen, bis zum Jahresende dann die 140 Wagen der ersten Bestellung ausgeliefert sind. Sie sollen zunächst ausschließlich auf der U2 eingesetzt werden.

Es war ein langer Weg bis zum Einsatz. 2016 gab der Senat grünes Licht für die Bestellung neuer Züge, 2019 erhielt Stadler Rail den Zuschlag für die Lieferung von bis zu 1500 Wagen für alle Linien, unterzeichnet werden konnte der Vertrag wegen einer Klage des unterlegenen Bieters Alstom jedoch erst 2020. Lieferketten- und Softwareprobleme sorgten für weitere Verzögerungen.

Währenddessen zerbröselte die überalterte Flotte immer weiter – ein Viertel der Wagen steht permanent in der Werkstatt. Auf Notfahrpläne folgten Not-Notfahrpläne und chaotische Ausfälle mehr oder minder spontaner Natur. Seit Monaten fährt die U1 nur hin und wieder zu ihrer eigentlichen Endstation an der Warschauer Straße, die U4 ist oft nur alle 20 Minuten unterwegs, obwohl selbst der Notfahrplan dreimal so viele Züge vorsieht.

Auf der U4 hilft seit Montag Fahrpersonal vom Großprofil aus, was die Situation verbessern soll, ab Mitte Oktober könnten auf der U3 Acht-Wagen-Züge statt der oft verkehrenden Sechs-Wagen-Einheiten die Lage verbessern, wann die U1 wieder zuverlässig bis zur Warschauer Straße fährt, ist noch offen. Denn viele Bestandsfahrzeuge sind schrottreif. Als erste werden Aluminiumzüge aus den 90er Jahren ausgemustert, 60 Jahre alte Stahlzüge bleiben noch länger.

2026 sollen die ersten Züge für das Großprofil die Lage entspannen. Als erste Linie wird die U5 umgestellt, dann folgt die U9, so die aktuelle Planung. 344 Wagen des Typs J sind bisher fest bestellt.

Damit sind zusammengenommen erst 484 der 606 als Mindestabnahmemenge vereinbarten Wagen bestellt. Wann die 122 Wagen kommen, die die BVG also noch abnehmen muss, kann Betriebe-Senatorin Franziska Giffey nicht sagen. »Das wird noch ein Kampf«, sagt sie »nd«.

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