- Berlin
- Nahverkehr
Drastische Erhöhung beim Sozialticket in Berlin
Das Berliner Sozialticket soll ab Januar 2026 27,50 Euro kosten
Die schwarz-rote Koalition plant eine weitere drastische Erhöhung des Sozialtickets. Wie Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) ankündigte, soll der Preis zum 1. Januar 2026 von derzeit 19 Euro auf 27,50 Euro steigen – eine Verdreifachung binnen weniger Monate. Das kündigte die Sozialsenatorin zuerst im Interview im »Tagesspiegel« an.
Bereits im April 2025 wurde der Preis für das Sozialticket von 9 auf 19 Euro erhöht. Der Schritt soll mit der Verabschiedung des Doppelhaushalts 2026/27 beschlossen werden. Das Ticket wird dann wieder so viel kosten, wie zuletzt 2022.
Linke: »sozialpolitischer Skandal«
Die Linksfraktion im Abgeordnetenhaus kritisiert diese Entwicklung scharf. »Es ist ein sozialpolitischer Skandal, dass ausgerechnet die Menschen in Berlin, die einen Anspruch auf ein Sozialticket haben, nun unter einem schwarz-roten Senat einen dreimal so teuren Preis zahlen müssen«, erklären die Sprecherin für Soziales, Katina Schubert und Verkehrssprecher Kristian Ronneburg. Die Preiserhöhung sei »weder christlich noch sozial«, teilt die Linksfraktion mit.
Die Kritik richtet sich vor allem gegen die sozialen Auswirkungen der Maßnahme. Betroffen sind Menschen mit geringen Einkommen, Alleinerziehende, Erwerbslose und Rentner*innen mit kleiner Rente – also jene Bevölkerungsgruppen, die bereits durch erhöhte Mieten, Inflation und Arbeitsplatzunsicherheit unter besonderem Druck stehen.
»Der schwarz-rote Senat befördert damit die soziale Spaltung in Berlin«, so die Linksfraktion. Andere Kommunen haben sogar Sozialtarife für das Deutschlandticket eingeführt, so zum Beispiel Hamburg.
nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.
Auch die oppositionellen Grünen üben Kritik an der Erhöhung. »CDU und SPD machen Politik gegen die Schwächsten«, so Oda Hassepaß, verkehrspolitische Sprecherin der Partei. Die Preiserhöhung sei kurzsichtig, unsozial und verantwortungslos. »Der Finanzsenator spart kaum etwas, doch die Gesellschaft zahlt einen hohen Preis.«
Die Sozialsenatorin Kiziltepe rechtfertigt die Erhöhung des Ticketpreises nicht nur mit der schwierigen Haushaltslage, sondern auch mit dem Verweis auf frühere Preise. So kehre man zum »Ausgangswert vor der Corona-Pandemie« zurück, wie sie im »Tagesspiegel« zitiert wird. »Als die frühere Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) das Sozialticket eingeführt hatte, kostete es 27,50 Euro. So viel wird es ab 2026 wieder kosten«, heißt es in dem Interview.
Andere Tickets auch teurer
Tatsächlich wurde das Sozialticket bereits 2004 von den Berliner Verkehrbetrieben (BVG) gestrichen und 2005 wieder eingeführt. 2016 vereinbarte der rot-rot-grüne Senat die Absenkung von 36 Euro auf 27,50 Euro. »2022 wechselte das Sozialticket in den Einzelplan der Senatsverwaltung Integration, Arbeit, Soziales unter Senatorin Katja Kipping (Die Linke) und wurde im Zuge der Einführung des 29-Euro-Tickets Berlin-AB auf 9 Euro abgesenkt«, teilt die Linksfraktion mit.
Nicht nur das Sozialticket wird ab 2026 teurer. Auch der Preis für das Deutschland-Ticket, das zum Fahren in fast allen deutschen Nahverkehrsnetzen berechtigt, droht ab Januar 2026 von derzeit 58 Euro auf bis zu 64 Euro angehoben zu werden. Zuletzt hatte der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg die Ticketpreise zu Beginn des Jahres erhöht. Ein Einzelticket für den AB-Bereich kostet derzeit 3,80 Euro. Die VBB-Umweltkarte Berlin AB kostet derzeit im Abonnement 76 Euro pro Monat.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.