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Das Deutschlandticket wird unverschämt teuer
Sebastian Weiermann über die Preiserhöhung beim Deutschlandticket
Was war ich begeistert im Sommer 2022. Corona schien aufgrund der Impfungen nicht mehr so gefährlich und die Bundesregierung hatte eine richtig gute Idee: das Neun-Euro-Ticket. Ein paar Tage nach der Einführung stürzte ich mich auf eine Reise quer durchs Land und traf dabei auch auf Menschen, die einfach froh waren über die günstige Mobilität. Menschen, die sich einen Besuch am anderen Ende der Republik sonst nicht leisten konnten. Das Neun-Euro-Ticket stand für ein bisschen mehr Lebensfreude und Gerechtigkeit.
Dass das nicht ewig so weitergehen konnte, war schnell klar. Das Deutschlandticket lag schon beim Einführungspreis knapp über dem für Mobilität vorgesehenen Anteil am Bürgergeld. Das Versprechen der Mobilität für alle brach das Deutschlandticket also schon damals. Mit dem neuen Preis von 63 Euro ist es zwar immer noch günstiger als die alten Abos der Verkehrsverbünde, mehr aber auch nicht. Hinzu kommen immer mehr Einschränkungen im Bahnverkehr, weil Netz und Material zunehmend marode sind. Pünktlichkeit wird immer mehr zur Glückssache, was die Preiserhöhung auch einfach unverschämt macht.
Wirklich schlecht ist aber, dass das Ticket mit jeder Preiserhöhung weniger zur Mobilitätswende beiträgt. Schon die vergangenen Erhöhungen haben die Zahl der Abonent*innen verringert. Das wird auch bei dieser Runde wieder passieren. Da wird auch keine, von einigen Verkehrsministern angekündigte, Werbekampagne helfen.
Die Entwicklung des Tickets verläuft parallel zur allgemeinen politischen Entwicklung in Deutschland. Das Klima ist zunehmend egal, Dinge werden teurer und schlechter, Menschen zunehmend frustriert. Gut ist das nicht.
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