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Patrick Schnieder: Bahn-Strategie auf dem Rücken der Eisenbahner
Das DB-Konzept des Verkehrsministers weist in eine falsche Richtung, meint Kurt Stenger
Sie möchte »auf die Leidenschaft der Eisenbahner bauen«, sagt Evelyn Palla. Diese leisteten laut der künftigen Vorstandschefin der Deutschen Bahn (DB) einen unglaublichen Job bei schwierigen Rahmenbedingungen. Und: »Eisenbahnerstolz ist mehr als ein Gefühl, er ist eine Kraftquelle.« Palla weiß, dass es die rund 200 000 Beschäftigten sind, die die jetzt vom Bund verkündete Aufbruchstimmung im Alltag in die Tat umsetzen müssen.
Dass der Eigentümer mehr mitreden will in der Geschäftspolitik, wäre dann sinnvoll, wenn er die richtigen Vorgaben samt stabiler Finanzierung setzen würde. Doch das Konzept von Verkehrsminister Patrick Schnieder lässt zentrale Bereiche offen: stabile Jobs, Elektrifizierung und Klimaschutz, Maßnahmen gegen drohende Angebotsverknappung im Fern- wie Nahverkehr sowie gegen steigende Trassen- und Ticketpreise. Der CDU-Politiker setzt auf personelle und strukturelle Änderungen im DB-Management, auf saubere Bahnhöfe, Digitalisierung und bessere Kommunikation. Das verheißt wenig Gutes für die Pünktlichkeitsziele, zumal die Generalsanierungen in unveränderter Form fortgesetzt werden sollen.
Im Grunde war der Zwitter Deutsche Bahn AG, der profitabel arbeiten und gleichzeitig die öffentliche Daseinsvorsorge gewährleisten soll, eine Fehlkonstruktion. Diese wird eher noch zementiert, wenn die Infrastruktursparte jetzt größere Eigenständigkeit vom Dachkonzern bekommen soll. Und da der Minister mehr Wirtschaftlichkeit fordert und an Kostensenkungen bei DB Cargo festhält, möchte er die Bahnsanierung auf dem Rücken der Mitarbeiter austragen. So wird es mit dem von ihm versprochenen »Neustart« oder einer Aufbruchstimmung nichts werden.
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