Maskentheaterkompanie Familie Flöz feiert 30. Geburtstag

Familie Flöz möchte verstanden werden. Dafür setzt die Theaterkompanie Masken auf und erzählt wortlos Geschichten

Hier verzieht niemand eine Miene. Oder doch?
Hier verzieht niemand eine Miene. Oder doch?

Ist das, fragt man sich, der Anfang vom Ende? Der Titel legt es nahe: »Finale (eine Ouvertüre)« heißt dieser Theaterabend, der in der vergangenen Woche am Berliner Ensemble seine Premiere feierte. Was denn nun: Finale oder Ouvertüre? Krachendes Ende oder sanftes Vorspiel? Auf der Bühne liegen zwischen dem einen und dem anderen ja doch nur ein paar Szenen.

Familie Flöz hat eingeladen zu ihrem 30. Geburtstag ins Theater am Bertolt-Brecht-Platz. Und plötzlich geht es sehr stumm zu an der altehrwürdigen Sprechtheaterbühne. Denn hinter dem Namen Familie Flöz verbirgt sich ein Kollektiv von Performern, Musikerinnen und Theaterleuten, das sich einem weitestgehend stummen Maskenspiel verschrieben hat.

Vor 30 Jahren nahm alles seinen Anfang: Im Studiengang Pantomime, der heutzutage unter dem breiter gefassten Begriff Physical Theatre firmiert, an der Folkwang-Hochschule in Essen taten sich einige Kommilitonen zusammen. Ihre erste Arbeit widmeten sie dem Bergbau und der Arbeitergeschichte im Ruhrgebiet. Daher rührt der Namen der Kompanie.

Seit Beginn des neuen Jahrtausends ist die Familie Flöz in Berlin zu Hause, nimmt internationale Künstler bei sich auf und tourt unentwegt im In- und Ausland. Eins ist über die Jahre gleich geblieben: In kleine Szenen, musikalisch begleitet, fließen Alltagsbeobachtungen ein. Ohne Angst vor Bühnenmagie macht Familie Flöz im besten Wortsinn Unterhaltungstheater. Die ständigen Begleiter der Darsteller sind liebevoll gefertigte Masken.

Und so geht es auch bei »Finale (eine Ouvertüre)« zu: Drei Episoden, nacheinander erzählt, ergeben einen gut verdaulichen 90-minütigen Theaterabend, der ohne viel Brimborium, aber doch mit gutem Gespür für große Wirkungen daherkommt. Sehr hingebungsvoll wird wortlos von den großen Emotionen erzählt. Wie nebenbei bezieht man das Publikum ins Spiel ein, ohne dass es unangenehm würde.

Das hat nie die Tiefe eines antiken Dramas und spielt auch nicht mit Mitteln der intellektuellen Überforderung. Familie Flöz möchte verstanden werden und schiebt dafür alle Hürden, Sprachgrenzen inklusive, zur Seite.

Das offene Geheimnis ihres Erfolgs, gleichsam ihr Markenzeichen, sind die Masken. Die Idee ist denkbar einfach. Die Geschichte des Spiels mit Masken reicht bis in die Anfangszeit des Theaters zurück. Und bis heute werden Theatermacher nicht müde, sich ihrer zu bedienen. (Man denke beispielsweise an Vegard Vinge oder Susanne Kennedy.)

Schon Kinder fasziniert das Spiel mit leblosen Objekten. Wie auch im Puppentheater vollzieht sich mit den Masken eine Verwandlung: Klar und deutlich glaubt man, in dem starren Ding Empfindungen herausströmen, ja sie sogar wechseln zu sehen. Abhängig vom szenischen Kontext, vom Licht, von der Musik, nicht zuletzt von dem Umgang des Darstellers damit, scheinen uns die Masken etwas anderes zu erzählen. Verblüfft sieht man zu und lässt sich gerne verzaubern.

Zahlreiche weitere Vorstellungen in Deutschland und Italien
www.floez.net

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