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Germanias Germanium
Deutschland braucht Germanium – nicht zuletzt für seine Rüstungsindustrie. Aber China will das Halbmetall nicht mehr rausrücken. Unverschämt!
»China dreht Deutschland den Germanium-Hahn zu«, empörte sich Mitte der Woche die Zeitschrift Wirtschaftswoche und illustrierte die Aussage mit einem Panzerwagen Boxer, der von Rheinmetall und KNDS (früher: Krauss-Maffei) hergestellt wird. Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Nun, ohne das Halbmetall, das auf der Erde zwar selten ist, aber nicht zu den seltenen Erden gehört, lassen sich zahlreiche elektronische Geräte nicht herstellen – unter anderem Nachtsichtgeräte. Und das ist für die Rüstungsindustrie natürlich verheerend. Womit sich wiederum die Frage stellt, wie sich Deutschland in Zukunft den globalen Rohstoffzugriff sichern will, wenn es nicht mehr an die seltenen Halbmetalle gelangt, die es für den entsprechenden Zugriff benötigt. Hier beißt sich die Katze offenkundig in den Schwanz.
Besonders unangenehm ist die ganze Angelegenheit natürlich auch deshalb, weil der Rohstoff schon namentlich zu Deutschland gehört. 1886 war das Halbmetall erstmals im sächsischen Freiberg nachgewiesen worden. In einer Stadt, wo heute 31 Prozent AfD und weitere ebenso viele CDU wählen! Germania!!
Die Volksrepublik indes gibt sich unbeeindruckt. Peking rechtfertigt seine Exportbeschränkungen mit dem »dual use« des Halbmetalls: Das Germanium könne nicht nur zivil, sondern auch militärisch verwendet werden. Gute Güte! Deswegen brauchen wir es doch so dringend!
Als sich das Reich der Mitte im 19. Jahrhundert schon einmal seinen weltwirtschaftlichen Verpflichtungen verweigerte, konnte es in zwei Kriegen zur Besinnung gebracht werden. Mit Waffen sorgte der Westen dafür, dass China seine Grenzen für den britischen Opiumhandel offen hielt.
Heute ist die Lage weitaus gefährlicher. China hat halb Afrika durch Verträge an sich gebunden und beansprucht die Insel Formosa für sich, wo bekanntlich 90 Prozent der modernsten Halbleiter-Chips hergestellt werden. Nicht nur unser (!) Germanium, sondern auch unsere (!) taiwanesischen Chips und unsere (!) afrikanischen Rohstoffe stehen zur Disposition.
Im Sinne der Volkswirtschaft wäre zu hoffen, dass sich die Chinesen doch noch irgendwie überzeugen lassen. Denn letztlich ist bei aller nationaler Konkurrenz das gemeinsame Geschäft im Kapitalismus doch das Maß aller Dinge. So wie die EU seit 2022 mehr als 200 Milliarden an Russland für fossile Rohstoffe überwiesen hat (mit denen Moskau jenen Krieg in der Ukraine finanziert, den sich die EU bisher weitere 180 Milliarden Euro hat kosten lassen), könnte man China jenes Germanium abkaufen, das man braucht, um es später bekriegen zu können. Das ist doch das Schöne an der Marktwirtschaft: Geschäfte gehen immer.
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