Sympathie für die AfD: Mitte, aber rechts

Raul Zelik über den Rechtsruck der »Familienunternehmer«

Die Familienunternehmer – Sympathie für die AfD: Mitte, aber rechts

Auch schon vor ihrer Entscheidung, AfD-Politiker zum »Fachaustausch« zu laden, war die Lobbyorganisation Die Familienunternehmer e.V. ein dubioser Verein. Verglichen mit der Stiftung Familienunternehmen, die vor allem die Superreichen organisiert, sind Die Familienunternehmer mit ihren 6500 Mitgliedern zwar nicht ganz so exklusiv. Aber auch hier wird Politik fürs ganz große Geld gemacht: Der Verein kämpft gegen Flächentarifverträge, die Anhebung des CO2-Preises oder die Erhebung der Vermögensteuer.

Verwundern darf das nicht. Im Verein versammeln sich marktliberale Überzeugungstäter: Der Ex-Vorsitzende Gerd Habermann ist Ehrenvorsitzender der Friedrich-von-Hayek-Gesellschaft, die jetzige Chefin Marie-Christine Ostermann gehörte zum Führungspersonal der FDP und sitzt im Beirat des Thinktanks »Republik 21«, in dem die Autor*innen Ahmad Mansour und Susanne Schröter zum Kulturkampf gegen Wokeness und Islam trommeln.

Dass Die Familienunternehmer nun die Brandmauer zur AfD entsorgen wollen, könnte man als Nebenschauplatz abtun. Doch die Entscheidung steht symptomatisch für einen internationalen Trend: Die Unternehmerwelt arrangiert sich mit dem neuen Faschismus. In den USA haben sich ehemals liberale Tech-Magnaten mit Donald Trump verbündet. In Italien setzt »die Wirtschaft« auf Melonis postfaschistische Fratelli, seit die auf einen Pro-Nato-Kurs eingeschwenkt sind. Und in Frankreich fördern Milliardäre wie Pierre-Édouard Stérin oder Vincent Bolloré die extreme Rechte.

Insofern ist der Kurswechsel der Familienunternehmer ein Symptom dafür, wie sich die Stimmung in der wirtschaftsliberalen »Mitte« gerade verschiebt. Man trägt mit, was gut für die Gewinne ist. Das sollte Sorgen bereiten: Wirklich gefährlich wurden faschistische Bewegungen im 20. Jahrhundert immer erst dann, wenn sie wesentliche Teile des Kapitals hinter sich versammeln konnten.

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