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Der beste schlechte Plan
Daniel Säwert über Donald Trumps neuen Ukraine-Friedensplan
Donald Trump hat Wolodymyr Selenskyj kalt erwischt. Während der ukrainische Präsident auf seiner Europatour von den Problemen in seinem Land ablenken will, überrumpelt ihn der US-Staatschef mit einem neuen Vorschlag, um den Krieg in der Ukraine nach bald vier Jahren zu beenden. Und der hat es in sich: Weniger Land, weniger Armee, dafür Sicherheitsgarantien aus Washington und das Versprechen aus Moskau, nicht wieder anzugreifen.
Ein guter Friedensplan ist das nicht. Schon gar kein »gerechter«, wie ihn Selenskyj und seine europäischen Unterstützer stets fordern. Von einer englischen Übersetzung russischer Forderungen und einer »Kapitulation« ist die Rede. Die Ablehnung des Trump-Plans gleicht schon einem Ritual, auch weil man in Brüssel beleidigt ist, nicht gefragt worden zu sein.
Tatsächlich ist der aktuelle Friedensvorschlag aus ukrainischer Sicht schlechter als die bisherigen. Doch der Druck auf Selenskyj wächst. Denn klar ist: Der nächste Vorschlag aus Washington wird noch schlechter werden, und die Ukraine wird sich noch weniger dagegen wehren können. Die »Position der Stärke«, von der aus Kiew Verhandlungen aufnehmen will, hat die Ukraine bereits im Sommer 2023 verloren. Heute droht die Front im Osten zusammenzubrechen, und das Land wird vom massiven Korruptionsskandal im Selenskyj-Umfeld erschüttert. Raum für Forderungen bleibt da nicht. Zumal einzig Trump Selenskyj im Skandal retten kann.
Vor seiner Wahl zum Präsidenten sagte Selenskyj, er wäre bereit, sich mit dem Teufel zu einigen, wenn dies Leben rettet. Gut möglich, dass die Zeit dafür nun gekommen ist.
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