»Möblierter Mietwucher«: Bezirk geht gegen möbliertes Wohnen vor

Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg untersagt in sieben Fällen die Nutzung von Wohnungen für möbliertes Wohnen auf Zeit

Im Milieuschutzgebiet Boxhagener Platz hat der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die in sieben Fällen möbliertes Wohnen auf Zeit untersagt.
Im Milieuschutzgebiet Boxhagener Platz hat der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die in sieben Fällen möbliertes Wohnen auf Zeit untersagt.

Möbliertes Wohnen wird in Berlin immer beliebter – zumindest bei Vermietern. »70 Prozent der Inserate für unseren Bezirk vermitteln möblierte Wohnungen auf Zeit«, sagt Florian Schmidt (Grüne), Baustadtrat des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Das hat Folgen für Mieter*innen. Eigentlich gilt auch für möblierte Wohnungen die Mietpreisbremse, allerdings kann für die Möblierung ein Zuschlag erhoben werden. Er wird meist nicht korrekt angegeben. Laut einer Studie des Berliner Mietervereins sind die Mieten in der Folge für solche Angebote im Schnitt doppelt so hoch wie normale Mieten.

Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg geht nun gegen möbliertes Wohnen auf Zeit in Milieuschutzgebieten vor. Wie das Bezirksamt mitteilt, habe man eine »Nutzungsuntersagung« für sieben Wohnungen im Milieuschutzgebiet Boxhagener Platz ausgesprochen. Es ist das erste Mal, dass ein neues Verwaltungsverfahren zur Eindämmung befristeter, möblierter Wohnungen in Milieuschutzgebieten angewandt wird.

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Zuvor hatte der Bezirk erstmals 2021 eine solche Wohnnutzung untersagt. Eigentlich wollte man die gerichtliche Klärung eines Klageverfahrens gegen die Untersagung abwarten. Die Vermieterin hatte allerdings Anfang Januar 2025 ihre Klage zurückgenommen. Daraufhin hatte der Bezirk das nun angewandte Verfahren zusammen mit anderen Bezirken entwickelt. Baustadtrat Schmidt hatte damals eine restriktivere Herangehensweise angekündigt.

Mit möbliertem Wohnen auf Zeit hätten Geschäftsleute ein Modell gefunden, das »im Grunde ja mieterfreundliche« Mietrecht zu umgehen, so Schmidt. »Friedrichshain-Kreuzberg setzt nun erneut ein Zeichen zum Schutz der Zusammensetzung der Wohnbevölkerung.«

»Es ist gut, dass mit Friedrichshain-Kreuzberg nun der erste Bezirk tätig wird«, sagt Niklas Schenker, wohnungspolitischer Sprecher der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus. Bei dem »möblierten Mietwucher« handle es sich um ein flächendeckendes Problem. »Der Senat muss einschreiten und ein einheitliches Vorgehen mit allen Bezirken abstimmen«, fordert der Linke-Politiker.

Auch der Senat will gegen möbliertes Wohnen auf Zeit vorgehen. Im Rahmen eines geplanten »Wohnraumsicherungsgesetzes« will er es unter Genehmigungsvorbehalt stellen. In Milieuschutzgebieten soll dies dann untersagt werden.

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