Briefkasten von linkem Hausprojekt Zelle 79 abgesprengt

Initiative Sichere Orte Südbrandenburg reiht jüngstes Vorkommnis in eine Reihe rechter Übergriffe ein

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.
Einmal mehr wurde das Hausprojekt Zelle 79 angegriffen. Diesmal erwischte es den Briefkasten, der hier noch intakt zu sehen ist.
Einmal mehr wurde das Hausprojekt Zelle 79 angegriffen. Diesmal erwischte es den Briefkasten, der hier noch intakt zu sehen ist.

»Ich habe gerade eine Serie geschaut, als der Knall mich vom Bett hochschreckte«, erzählt Fabi Buchholz. Sie gehört zu den Bewohnern des linken Hausprojekts Zelle 79 in Cottbus. Wie die Initiative Sichere Orte Südbrandenburg am Montag mitteilte, ist am Sonntagabend der Briefkasten gesprengt worden. Die Bewohner sollen demnach einen lauten Knall gehört, einen gelben Feuerball gesehen und Rauch gerochen haben. Sie stellte dann fest, dass der Briefkasten abgesprengt war – vermutlich mit einem Feuerwerkskörper. Die Metallteile lagen demnach vor dem Gebäude und auf der Straße verteilt. Ein 15 Meter entfernt auf der anderen Straßenseite stehendes Auto sei beschädigt worden.

»Als ich zum Fenster bin, war niemand mehr zu sehen«, berichtet Fabi Buchholz. Es liegt jedoch die Vermutung nahe, dass der oder die Täter Neonazis sind. Der jüngste Angriff wäre demnach Teil einer nicht abreißenden Kette von Übergriffen auf alternative und linke Orte im Lausitzer Braunkohlerevier.

Ende November waren Parolen wie »Homoschweine« und »Cottbus bleibt deutsch« an die Fassade des Cottbuser Jugendklubs Chekov gesprüht worden. »Die hinterlassenen Botschaften machen deutlich, dass der rechten Szene unser antifaschistischer und antisexistischer Einsatz ein Dorn im Auge ist«, erklärte damals Carolin Anders vom Chekov. »Wir lassen uns aber nicht einschüchtern, sondern machen weiter. Jetzt erst recht!«

Zuvor waren Anfang November beim Südclub in Lauchhammer Scheiben eingeschlagen, der Briefkasten abgerissen und das Freigelände verwüstet worden. Der angerichtete Sachschaden belief sich auf etwa 1000 Euro. Noch früher gab es Übergriffe auf den Jugendklub Jamm im Senftenberg sowie auf das Regenbogenkombinat in Cottbus und auch schon auf das Hausprojekt Zelle 79.

»Erst wenige Tage nach dem Angriff auf den Jugendclub Chekov erleben wir nun wenige Meter entfernt wieder einen Angriff auf einen Ort, an dem junge Menschen einen Freiraum selbst gestalten«, erklärt jetzt die ehemalige Landtagsabgeordnete Ricarda Budke (Grüne). Sie ist Sprecherin der Initiative Sichere Orte Südbrandenburg. Ziel der Initiative ist es, sich bei rechten Angriffen gegenseitig Hilfe zu leisten. Es gibt einen aus Spenden gespeisten Fonds, aus dem unbürokratisch Soforthilfe zum Ausgleich von Schäden geleistet werden kann.

»Die Zelle 79 ist seit Jahrzehnten für ihre subkulturelle und antifaschistische Arbeit bekannt«, erinnert Ricarda Budke. »Genau deshalb wird das Haus immer wieder zum Ziel solcher Angriffe. Die zeitliche Dichte dieser Angriffe ist alarmierend.«

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