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Linke verliert Gesicht

Zum Rücktritt des Brandenburger Landesvorsitzenden Walter

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.
Sebastian Walter
Sebastian Walter

Sozialisten wollen eine bessere Welt, aber sie sind keine besseren Menschen. Das zeigt sich, wenn sie gnadenlos miteinander streiten – über Israel und Palästina oder andere beinahe beliebige Fragen. Wo die inhaltliche Auseinandersetzung beginnt und wo die persönlichen Vorbehalte anfangen, lässt sich dabei oft schwer auseinanderhalten. In anderen Parteien läuft es genauso. Aber von denen erwartet der linke Wähler ja nichts anderes.

Was auch immer an den Vorwürfen gegen den am Mittwoch zurückgetretenen Brandenburger Landesvorsitzenden Sebastian Walter dran ist: Die Linke schafft es nicht, seine Ablösung geräuschlos über die Bühne zu bringen. Beinahe zwanghaft muss dabei schmutzige Wäsche gewaschen werden.

Dass Walter vielleicht nicht das Gesicht sei, mit dem Brandenburgs Linke 2029 in den Landtagswahlkampf ziehen sollte, das war nach der Niederlage von 2024 schon hier und da zu hören. Dass die ehemalige Abgeordnete Andrea Johlige noch in der Nacht der Wahlniederlage für

sich entschied, bei lediglich noch drei Prozent der Stimmen müssten nächstes Mal neue Leute ran, war eine richtige und wichtige Erkenntnis.

Vielleicht hätte das auch Sebastian Walter schnell für sich realisieren müssen. Andererseits war er nun einmal in den vergangenen Jahren das Gesicht der Brandenburger Linken und ein guter Redner obendrein. Da ist vorerst niemand, der diese Rolle so ausfüllen könnte. Insofern kann die Partei glücklich sein, dass sich die BSW-Landtagsfraktion gerade etwas stabilisiert und dass es selbst bei einem Bruch der Koalition mit der SPD eher keine neuen Wahlen geben würde, sondern nur eine neue Regierung. Denn jetzt braucht Die Linke Zeit, sich neu aufzustellen.

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