Uuups, 10 Milliarden futsch

Schweizer Großbank UBS schreibt Hypothekenwerte ab

Weitere 10 Milliarden Dollar muss die schweizerische Großbank UBS wegen Fehlspekulationen auf dem US-Hypothekenmarkt abschreiben. Neue Großinvestoren aus Asien sollen helfen, das Kapitalloch zu stopfen.

Diskret, konservativ gemanagt und sicher – mit diesen drei Stichworten versuchen Schweizer Privatbanken, große Vermögen aus aller Welt anzulocken. Der global größte Reichtumsverwalter, die UBS AG, ist aber dabei, seinen fürs Geschäft entscheidenden Ruf zu verspielen: Wilde Spekulationen der Investmentsparte am US-Hypothekenmarkt sorgen im vierten Quartal für weitere Abschreibungen in Höhe von 10 Milliarden Dollar. Erstmals seit der Gründung der Großbank 1998 droht jetzt in einem Geschäftsjahr ein Minus.

Ausgerechnet die als konservativ geltende UBS hatte sich offenbar so stark wie keine andere europäische Großbank ins lange boomende Geschäft auf dem US-Hypothekenmarkt gestürzt und sich dabei auf die guten Ratings der Kreditpakete verlassen. Mindestens 40 Milliarden Dollar hatten die Schweizer in verschiedene Formen hypothekarisch gesicherter Wertpapiere gesteckt. Der Ausfall der Kredite an zweitrangige Schuldner ließ die hohen Renditeerwartungen platzen. Die Wertpapiere verloren erheblich an Wert, was nun für milliardenschweren Korrekturbedarf sorgt. Dessen exakte Höhe ist aber nur schwer zu ermitteln, da der Markt praktisch zusammengebrochen ist. Im dritten Quartal schrieb UBS bereits 4,7 Milliarden Dollar ab, was sich mittlerweile aber als bei Weitem nicht ausreichend entpuppt hat.

Mit der hohen Abschreibung will die Züricher Großbank nun reinen Tisch machen – um zu verhindern, dass die vermögende Kundschaft ihr den Rücken zukehrt. Daher wird die Summe nicht mit besonders wertvollem Eigenkapital beglichen, sondern mit neuem Gelde. Wie zuvor schon die US-Finanzkonzerne Citigroup und Bear Stearns holt sich auch die UBS Hilfe aus Asien. So zeichnet Singapurs Staatsfonds GIC eine Zwangswandelanleihe von 11 Milliarden Franken, die in etwa zwei Jahren in UBS-Aktien umgetauscht wird. Die Verzinsung beträgt neun Prozent. Weitere zwei Milliarden bringt ein nicht genannter Investor aus dem Nahen Osten ein. Außerdem will die UBS 36,4 Millionen eigene Aktien verkaufen, so dass frisches Geld in Höhe von 19,4 Milliarden Franken (17,2 Milliarden Dollar) hineinkommt.

Dies ist gut für die Bank und ihre Kunden, aber kurzzeitig schlecht für die Aktionäre, da sich der Börsenwert auf eine größere Zahl von Aktien verteilt, was auf den Kurs drückt. Außerdem soll es für dieses Geschäftsjahr keine Dividende in bar, sondern nur in Form von Bonusaktien geben, was gleichfalls die Kassen schont.

Auch die Chefetage zieht Konsequenzen aus dem Hypothekendesaster: Konzernchef und Finanzvorstand traten schon im Oktober zurück. Und der in der Schweiz wegen extrem hoher Bezüge in der Kritik stehende Verwaltungsratschef Marcel Ospel will dieses Jahr auf Boni verzichten. Reicht nicht, sagt Managerkritiker Thomas Minder. Geschäftsleitung und Verwaltungsräte sollten »keinen Franken Lohn« erhalten.

Ohnehin wesentlich härter trifft es die UBS-Mitarbeiter. Der angekündigte Abbau von 1800 Stellen soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein.

Die Aktionäre sind offenbar einverstanden mit dem eingeschlagenen Kurs. Die Verluste nach dem ersten Schreck über die hohe Abschreibung wurden rasch wieder wettgemacht.

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