Exzellente Lehre für exzellente Studenten

Die Hertie School of Governance in Berlin bildet Führungsnachwuchs aus. Ole Funke ist einer von ihnen

  • Kai Walter
  • Lesedauer: 4 Min.
Büffeln für den Erfolg: Ole Funke beim Studium in der Bibliothek.
Büffeln für den Erfolg: Ole Funke beim Studium in der Bibliothek.

Im schwarzen Hemd und Jeanshosen sitzt Ole Funke in der Lobby der Hertie School of Governance in Berlin. Anlassbezogen ziehe er schon mal einen Anzug an, »Ansonsten laufen wir hier rum wie ganz normale Studenten«, sagt der 26-Jährige. Es ist angenehm ruhig im Durchgangsraum direkt vor der kleinen Bibliothek. »Ich habe in Deutschland und europaweit gesucht und nichts wirklich vergleichbares gefunden«, sagt Funke. Die Programme anderer Hochschulen waren ihm zu »wischiwaschi«. Als ein Freund ihn auf die private Hertie School aufmerksam machte, unterzog er diese einer genauen Prüfung und entschied sich für eine Bewerbung. Vor knapp zwei Jahren begann er sein Studium zum Master of Public Policy (MPP).

Im Jahr 2003 trat die Hertie School als damals erste private Hochschule ihrer Art in die deutsche Bildungslandschaft. Die Macher wollten eine Lücke schließen. Ole Funke wusste schon lange, dass er in die Politik will. Einen Bachelorabschluss in Philosophie und Ökonomie hatte er 2006 in der Tasche. In der Hertie School fand er den idealen Anknüpfpunkt. Bachelorabsolventen, die es seit einigen Jahren auch an deutschen Universitäten gibt, können in einem international anerkannten Studiengang zum Master of Public Policy (MPP) werden.

Professor Michael Zürn, Geschäftsführer der Hertie School, hat lange Jahre an staatlichen Hochschulen gearbeitet. Er will die Auswahl der Studenten und die Lehre bewusst ideologiefrei halten. Auch weil er Schulen kennt, die private Bildung per se als überlegen ansehen. »Wir arbeiten eng mit öffentlichen Hochschulen zusammen und wollen hier keinen Systemwettbewerb«, sagt er. Zürn führt nach eigener Einschätzung keine exklusive Schule im elitären Sinne. Die Hertie School sei keine Bildungsbastion. Kooperationen mit staatlichen Hochschulen, Regierungsinstitutionen und Wirtschaftsunternehmen belegen den offenen Charakter der Schule. Zürn hat keine Angst vor Konkurrenz. Wenn es in zehn Jahren vier oder fünf vergleichbare Schulen in Deutschland gebe, würde er sich freuen.

Den Angehörigen der Fakultät ist gemein, dass sie den verkrusteten Mechanismus aufbrechen wollen, der seit Jahrzehnten Wirtschaftsstudenten in die Wirtschaft und Jurastudenten in Politik und Verwaltung kanalisiert. Governance heißt Verwalten, Leiten und Führen. Das wird an der Hertie School multi- und interdisziplinär gelehrt. Die Absolventen gehen in die Führungsetage einer Firma, in ein Ministerium oder in eine Nichtregierungsorganisation (NGO). »Wir konzentrieren uns auf policies, nicht auf politics«, sagt Professor Jobst Fiedler und meint, dass die Studierenden der Hertie School nicht zu Spielern im Politiktheater ausgebildet werden. Vielmehr sieht er sie als »Berater jenseits des Kampfes um Posten im Rampenlicht«.

Wer an der Hertie School studieren will, muss die englische Sprache sehr gut beherrschen. Englisch als Unterrichtssprache ist jedoch nicht Ausdruck einer besonderen Affinität zur angelsächsischen Wissenschaft und Politik. Beim hohen Anteil ausländischer Studenten, Professoren und Gastdozenten sei Englisch die Lingua franca.

Wenn es in der Hertie School ein Dogma gibt, dann das der Exzellenz. »Wir wollen exzellente Lehre für exzellente Studenten bieten«, betont Jobst Fiedler. Das hat seinen Preis. Der Master of Public Policy kostet 20 000 Euro für vier Semester. Ole Funke, der das als Investition in seine Zukunft sieht, zahlt die Hälfte der Gebühren selbst. Für die andere Hälfte steht ihm eine Finanzierungshilfe der Hertie School zur Verfügung. Je nach finanzieller Situation und Möglichkeit suche man laut Zürn nach der besten Finanzierung.

Die Bewerbung läuft nach einem »need-blind«-Verfahren: Ohne auf die wirtschaftlichen Verhältnisse zu schauen, sucht man die besten Studenten unter den Bewerbern aus. Erst dann, nachdem die Zulassung erteilt ist, wird die Finanzierung geregelt. Die Hertie-Stiftung vergibt Stipendien für Gebühren und Unterhalt und auch externe Stipendiengeber werden einbezogen.

Bald wird Ole Funke zum zweiten Absolventenjahrgang der Hertie School gehören. Für seine Masterarbeit war er im Auftrag der Weltbank in Indonesien. Funke sieht bei sich und seinen Kommilitonen den Wunsch, etwas für das Gemeinwohl zu tun, als wesentliche Motivation. So habe er nicht vor, als Berater in die Wirtschaft zu gehen, auch wenn dort höhere Gehälter winken. »Ich will mich nicht aus meinem Wunsch rauskaufen lassen«, sagt er und ist sich bewusst, dass das für manche naiv klingt.

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