Rock Around Barack

Lange Liste prominenter US-Musiker für Kandidaten Obama

  • Thomas Grossman
  • Lesedauer: 4 Min.

Bruce Springsteen, John Fogerty, die Dixie Chicks oder Bright Eyes – sie alle gingen im Wahljahr 2004 auf eine »Vote for Change«-Tour, um etwas gegen eine Wiederwahl von Präsident George W. Bush zu unternehmen. Sie motivierten ihre Fans, für den Kandidaten der Demokraten, John Kerry, zu stimmen. Leider war ihr Anliegen nicht von Erfolg gekrönt. David Crosby von der seit Woodstock weltbekannten Supergruppe Crosby, Stills, Nash & Young erklärte vor Kurzem: »Auch ich habe mich für Kerry eingesetzt, allerdings unter großem Vorbehalt, weil er eine Art Hampelmann ist. Wenn man sich dagegen Barack Obama anschaut, kann man nicht anders, als voller Hoffnung zu sein.«

Die Liste der Musiker und Gruppen, die sich inzwischen für Obama einsetzen, ist lang und eindrucksvoll: Arcade Fire, Chuck Berry, Sheryl Crow, Bob Dylan, Jay-Z, Willi Nelson, Conor Oberst, R.E.M., Bruce Springsteen, Jeff Tweedy (von Wilco), Usher, Kanye West oder Stevie Wonder sind nur ein paar der Namen (dagegen haben die Republikaner bisher nur einige Country-Musiker gewinnen können). Und die Obama-Unterstützer haben sich schon auf verschiedene Weise bemerkenswert geäußert: Pearl Jam veränderten den alten Feger »Rock Around the Clock« zu einem lustigen »Rock Around Barack«, Michael Stipe von R.E.M. trug bei Konzerten ein selbst gefertigtes Obama-T-Shirt, Jay-Z hat in gefüllten Arenen ein Obama-Video eingesetzt, und der eher verschlossene Bob Dylan hat erklärt: »Obama definiert die Natur der Politik von Grund auf neu.«

Der große Bruce Springsteen hat auf seiner Website geschrieben: »Obama spricht zu dem Amerika, das ich mir in meiner Musik in den letzten 35 Jahren vorgestellt habe«, und der Singer-Songwriter Jackson Browne spendete 2300 Dollar an den Kandidaten der Demokraten und verklagte gleichzeitig John McCain, weil dieser unerlaubt sein Lied »Running on Emp-ty« für einen Wahlspot verwendet hatte. Auch die Folksängerin Joan Baez erklärte kürzlich: »Jahrelang habe ich entschieden, mich nicht in Parteipolitik einzumischen, jetzt jedoch scheint es richtig zu sein, diese Haltung aufzugeben.«

Billie Joe Armstrong, Frontmann der Punk-Gruppe Green Day, die vor vier Jahren mit ihrem Erfolgsalbum »American Idiot« eine der schärfsten Anti-Bush-Attacken des Pop & Rock überhaupt geritten hatte, erklärte: »Nach Obamas Rede, in der er die Präsidentschaftskandidatur annahm, dauerte es eine Stunde, bis ich den Klumpen aus meinem Hals bekam. Obama inspiriert die Menschen, und dieses Land braucht Inspiration. Denn die Amerikaner haben die Schnauze voll.«

Begonnen hat der starke Einsatz der Musiker für Obama bereits im Februar als Will.i.am, der schwarze Rapper der Gruppe The Black Eyed Peas, Teile einer Rede Obamas mit Musik unterlegte und ins Internet stellte. Inzwischen haben über 16 Millionen den Clip gesehen – selbst für die Video-Plattform YouTube ein Rekord. Auch eine offizielle CD von Musikern zur finanziellen Unterstützung Obamas ist herausgekommen. Sie heißt »Yes We Can: Voices of a Grassroots Movement« und bringt neue und alte Songs von Kanye West, John Legend, Sheryl Crow, Stevie Wonder und weiteren.

Die berühmte linke Metal-Rap-Band Rage Against The Machine lehnt im Unterschied zu den oben genannten Musikern nach wie vor beide große Parteien ab. So trat sie zeitgleich zum Parteitag der Demokraten in Denver auf, aber entschieden nur zur Unterstützung der Vereinigung »Iraq Veterans Against the War«. Ein Zuhörer des Konzerts, der Jugendorganisator Adam Jung, erklärte der »New York Times«: »Der einzige Unterschied zwischen den beiden Parteien ist Marketing. Die Demokraten zu wählen, um den Krieg zu beenden, ist, als ob man alkoholarmes Bier trinkt, um abzunehmen.«

Kann der Einsatz von – dem Durchschnittsamerikaner ohnehin suspekt erscheinenden – Rockmusikern dem Kandidaten vielleicht noch schaden, fragte die US-Ausgabe des Musikmagazins »Rolling Stone«. Sie könnten ja, so die Zeitschrift, noch etwas ausgesprochen Dummes sagen, wie etwa Obamas früherer Prediger Jeremiah Wright. Doch das ist eher unwahrscheinlich, vielmehr werden die Musiker wohl hauptsächlich die junge Generation erreichen.

Ein USA-Meinungsforscher: »Vielleicht predigen sie zu den schon Überzeugten, doch sie werden diese noch weiter mobilisieren. Denn dies wird die größte Wahl eines Generations-Unterschieds in der modernen Zeit sein.«

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